Chinas Wirtschaft steht unter Druck – und das hat spürbare Auswirkungen auf das Zahlungsverhalten der Unternehmen. Eine aktuelle Studie von Coface zeigt: Immer weniger chinesische Firmen bieten Lieferantenkredite an. Für europäische Unternehmen, die mit China handeln, bringt diese Entwicklung erhebliche Herausforderungen mit sich – insbesondere in Bezug auf Liquidität und Risikoabsicherung.

Skyline von WuhanEin neue Zahlungsstudie der Coface zur Unternehmenspraxis in China zeichnet ein deutliches Bild: Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen – wie die anhaltende Immobilienkrise, schwächelnde Binnennachfrage und Überkapazitäten in der Produktion – zwingen chinesische Unternehmen zu einem vorsichtigeren Umgang mit Zahlungszielen und Kreditvergaben.

Während die durchschnittlichen Zahlungsfristen in China im Jahr 2024 zwar auf 76 Tage gestiegen sind (2023: 70 Tage), geben immer weniger Unternehmen überhaupt Lieferantenkredite. Nur noch 65 % der befragten Firmen räumen ihren Kunden ein Zahlungsziel ein – ein drastischer Rückgang im Vergleich zu 79 % im Vorjahr und einem Durchschnitt von 74 % vor der Pandemie.

Großzügige Fristen – aber für weniger Kunden

Interessanterweise verlängern Unternehmen, die weiterhin Zahlungsziele anbieten, diese spürbar. Besonders die Transportbranche (92 Tage, +37) und die Automobilindustrie (98 Tage, +27) zeigen sich großzügig – wohl auch, um schwache Nachfrage abzufedern. In Deutschland liegt das durchschnittliche Zahlungsziel dagegen nur bei 32 Tagen. Der direkte Vergleich zeigt: Es gibt zwar längere Fristen in China, doch das Angebot eines Kredits wird restriktiver.

Finanzierung finden

Zahlungsmoral verbessert sich, aber Risiken steigen

Renminbi-ScheineTrotz wirtschaftlicher Unsicherheit sank der Anteil der chinesischen Unternehmen, die 2024 von Zahlungsverzögerungen betroffen waren, auf 44 % – ein Rückgang von 18 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Gleichzeitig bleibt die durchschnittliche Verzögerungsdauer mit 65 Tagen nahezu stabil. Besonders in der Holz- und Automobilbranche verschärfen sich die Herausforderungen: Hier verlängerten sich die Zahlungsverzögerungen teils drastisch – auf bis zu 80 Tage in der Automobilindustrie.

Besorgniserregend ist der Anstieg extrem langer Zahlungsverzögerungen: 26 % der Firmen berichten von Außenständen über 180 Tage, die mehr als 5 % ihres Jahresumsatzes ausmachen – mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr. Laut Coface werden rund 80 % solcher Forderungen nie beglichen – ein hohes Ausfallrisiko, das die Liquidität bedroht.

Finanzierungsdruck verlagert sich auf europäische Kunden

Die GFL – Gesellschaften für Liquidität, spezialisiert auf Finanzierungslösungen zwischen China und der EU, bestätigt diesen Trend aus der Praxis:
„Das sehen wir genauso: Das finanzielle Thema wird zunehmend auf die Kunden verlagert. Glücklicherweise können wir verschiedene Optionen aufbauen, die unseren europäischen Kunden die notwendige Finanzierung zur Verfügung stellen.“

Für europäische Unternehmen heißt das: Wer mit chinesischen Partnern arbeitet, muss auf striktere Zahlungsbedingungen und eine zunehmend selektive Kreditvergabe vorbereitet sein. Alternative Finanzierungsmodelle und professionelle Absicherungslösungen werden unverzichtbar – nicht nur, um eigene Zahlungsausfälle zu vermeiden, sondern auch, um gegenüber chinesischen Geschäftspartnern weiterhin als verlässlicher Kunde auftreten zu können.