Coface: Schäden sinken, Aussichten trotzdem trüb
Es ist wohl immer noch die Ruhe vor dem Sturm: In einem Makler-Newsletter beschreibt der Kreditversicherer Coface die aktuelle Schadensentwicklung. Die ist durchweg positiv. Der Versicherer erwartet jedoch, dass sich das gegen Ende des Jahres und vor allem 2021 gravierend ändern wird.
Sowohl bei den Stückzahlen als auch beim Volumen seien die Schäden geringer als noch im Vorjahr. Coface sieht den Grund dafür allerdings nicht eine florierende Wirtschaft, sondern die Auswirkungen von politischen Maßnahmen wie die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht. Zudem zieht das Infektionsgeschehen aktuell in fast allen wichtigen Exportländern wieder an.
Auch GFL-Geschäftsführer Marcus Sarafin sieht die positiven Zahlen daher mit Vorsicht: „Es ist gut zu erfahren, dass sich die offiziellen Statistiken bezüglich des Insolvenz-Rückgangs auch beim Versicherer zeigen. Wir nehmen an, dass diese Aussage nicht für Coface gilt, sondern für den gesamten Kreditversicherungsmarkt. Allerdings ist das keine Aussage für die Zukunft, denn die Insolvenzen werden mit Sicherheit zunehmen.“ Darüber, dass es die politischen Maßnahmen gibt und dass sie wirken, ist Sarafin jedoch sehr erleichtert: „Gott sei Dank haben sich die vielen Prognosen im Frühjahr und Sommer bezüglich der Insolvenzwelle nicht bewahrheitet. Auch die heutigen Prognosen sollte man daher mit Vorsicht genießen: Ob die Erwartungen an 2021 wirklich Realität werden, steht noch in den Sternen.“
Verlängerung des Schutzschirms gefordert
Damit die Wirtschaft wieder anlaufen kann und Unternehmen endlich wieder langfristig planen können, sind jedoch weitere Maßnahmen möglich. So fordern Kreditversicherer und Makler eine Verlängerung des Schutzschirms der Bundesregierung. „Die Erfahrung vergangener Krisen zeigt, dass gerade während einer beginnenden Erholung viele bereits angeschlagene Unternehmen nicht mehr in der Lage sind, den Aufschwung zu finanzieren und insolvent werden“, schreibt auch Coface in ihrem Newsletter.
Aktuell werde daher noch mit dem Bund über die Verlängerung des Schutzschirms verhandelt. Ein Wegfall des Schutzschirms bedeute auch für Coface, dass die Versicherer ihre „Risikopolitik adjustieren müssen und dieses auch tun werden.“ Coface kündigt aber an, dass mit „Umsicht und Augenmaß“ zu tun. Statt eines Risk Action Plans wolle der Kreditversicherer einzelne Sektoren und Branchen einer genauen Prüfung unterziehen und auch die Einzelfallbetrachtung betroffener Unternehmen stehe im Vordergrund.