Weltweit werden die Insolvenzen 2020 voraussichtlich zunehmen. Wie eine Analyse des Kreditversicherers Euler Hermes ergab, wird es in vier von fünf Ländern mehr Unternehmenspleiten geben. Während in Chile der höchste Anstieg erwartet wird, bildet Brasilien die große Ausnahme. Aus GFL-Sicht ist nun spannend, wie die Versicherer mit dieser Situation umgehen.

Euler Hermes rechnet damit, dass die Insolvenzen in diesem Jahr um sechs Prozent zunehmen. Das sei zwar eine langsamere Zunahme als 2019, als die Pleiten um neun Prozent gestiegen sind, dafür steigt das Risiko praktisch überall auf der Welt.

Die Ursachen sieht der Versicherer in der anhaltenden Konjunkturschwäche: Das weltweite Wachstum wird dieses Jahr voraussichtlich 1,7 Prozent betragen. Die schwache Nachfrage habe zu Überkapazitäten geführt, vor allem in der Automobilindustrie. Zu schaffen machten den Unternehmen auch die Handelskonflikte, politischen Unsicherheiten und sozialen Spannungen.

Erstmals seit zehn Jahren mehr Insolvenzen in Deutschland

In Chile wird mit +21 Prozent der höchste Zuwachs erwartet. Deutlich mehr Pleiten wird es laut der Analyse auch in der Slowakei (+12%), Indien (+11%), China (+10%), Singapur (+10%) und Hongkong (+9%) geben. In Westeuropa werden die Insolvenzen um drei Prozent steigen. Erstmals nach zehn Jahren werden auch in Deutschland wieder mehr Insolvenzen erwartet: Hier geht Euler Hermes ebenfalls von einem Plus von drei Prozent aus. Hohe Zuwächse gibt es auch in Dänemark (+6%), Spanien, den Niederlanden und Irland (jeweils +5%) sowie Italien (+4%).

In Frankreich wird die Insolvenzrate dieses Jahr hingegen voraussichtlich stagnieren. So habe etwa das Konjunkturpaket den privaten Konsum angekurbelt, außerdem habe das Land mit seiner niedrigen Exporttätigkeit weniger Probleme mit internationalen Handelskonflikten und dem schwächelnden Welthandel. Auch für Neuseeland, Polen, Norwegen, Luxemburg wird keine Zunahme der Insolvenzen erwartet. Und in Brasilien, Ungarn (je -3%), Griechenland oder Litauen (je -2%) sollen die Pleiten sogar abnehmen.

Höhere Summen bei Großinsolvenzen

Besorgniserregend sei laut Euler Hermes auch die Entwicklung der Großinsolvenzen. Die habe sich in den ersten neun Monat des vergangenen Jahres zwar kaum verändert – oberhalb der 50-Millionen-Grenze gab es nur einen Fall mehr als 2018 ­–, die Schadensumme ist jedoch deutlich gestiegen. So seien die Umsätze der insolventen Unternehmen von 106 Milliarden Euro in 2018 auf 145 Milliarden in 2019 geklettert. Ein Anstieg, der sich durchaus auf die ganze Lieferkette auswirken kann.

Für GFL ist es nun besonders spannend zu sehen, wie sich die Kreditversicherer auf diese neue Situation einstellen. „Als Versicherer muss man nun genau justieren, wie man als Risikoträger mit diesem Szenario umgeht“, so GFL-Geschäftsführer Marcus Sarafin. „Klar ist: Das Spannungsfeld zwischen Profitabilität, Risikoübernahme und Kundenbetreuung ist schwer unter einen Hut zu bekommen.“ Aus Sicht der Kunden brauche es aber gerade in diesen Zeiten einen Versicherer, der den Regenschirm offen hält, und nicht wie 2009 den Kunden im Regen stehen lässt.

Die Pressemitteilung dazu von Euler Hermes finden Sie hier.

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