Die Zahl der weltweiten Unternehmensinsolvenzen steigt weiter – angetrieben durch wirtschaftliche Unsicherheiten, hohe Finanzierungskosten und eine schwächelnde Nachfrage. Laut dem aktuellen Allianz Global Insolvency Report 2025 ist ein weiterer Anstieg der Insolvenzen in zahlreichen Ländern zu erwarten.

Prognose für Unternehmensinsolvenzen 2025/2026

Geschlossener LadenNach einem Anstieg der globalen Unternehmensinsolvenzen um 10 % im Jahr 2024 erwartet Allianz Trade für 2025 einen weiteren Zuwachs von 6 % und für 2026 einen Anstieg um 3 %. Diese Entwicklung wird durch vier Hauptfaktoren beeinflusst:​

 

  1. Hohe Finanzierungskosten: Die verzögerte Lockerung der Geldpolitik führt zu anhaltend hohen Zinsen, was die Finanzierungskosten für Unternehmen erhöht.​
  2. Schwache Nachfrage: Die globale Nachfrage bleibt hinter den Erwartungen zurück, was den Umsatz vieler Unternehmen beeinträchtigt.​
  3. Geopolitische Unsicherheiten: Handelskonflikte, insbesondere zwischen den USA und China, sowie politische Spannungen erhöhen die wirtschaftliche Unsicherheit.​
  4. Strengere Kreditbedingungen: Banken zeigen sich bei der Kreditvergabe zurückhaltender, was insbesondere kleinere und mittlere Unternehmen belastet.

Insolvenzen in Deutschland steigen

In Deutschland erwartet Allianz Trade für 2025 einen Anstieg der Insolvenzen um 10 % auf etwa 24.300 Fälle. Ob das angekündigte Konjunkturpaket positive Impulse setzen wird, bleibt abzuwarten.​ Der Anstieg erfolgt auf eine ohnehin kritische Anzahl an Insolvenzen: Mit knapp 22.000 wurde im vergangenen Jahr der höchste Stand seit 2015 erreicht.

Auch das Jahr 2025 ist nicht besser angelaufen: Wie das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) berichtet, waren die Insolvenzzahlen im ersten Quartal dieses Jahres so hoch wie seit dem Ende der Finanzkrise 2009 nicht mehr. In wichtigen Wirtschaftsbranchen wie Industrie, Bauwesen und Handel sei sogar ein absoluter Höchststand erreicht worden. Dazu kommt: Auch die Zahl der Firmengründungen liegt auf niedrigem Niveau.

Insolvenzen in den USA und Westeuropa

Brücke USA

  • USA: In den Vereinigten Staaten war die Insolvenzentwicklung im Vergleich zum globalen Geschehen extrem: 2024 sind sie um satte 40 % gestiegen. Auch für dieses Jahr wird ein weiterer Zuwachs – diesmal um 11 % – erwartet.
  • Eurozone: In der Eurozone haben die Unternehmenspleiten 2024 um 19 Prozent angezogen – getrieben vor allem durch Frankreich (+17%), Italien (+45%) und Deutschland (+23%). In Frankreich könnten die Insolvenzen 2025 ein neues Rekordhoch von 67.500 Fällen erreichen, bevor 2026 ein Rückgang um 4 % erwartet wird.​ Für Italien wird ein Anstieg um 17 % im Jahr 2025 auf 14.000 Fälle prognostiziert, mit einem weiteren Anstieg um 2 % im Jahr 2026.
  • Vereinigtes Königreich: Besser sieht die Lage in Großbritannien aus. Nach einem Rückgang um 5 % im Jahr 2024 wird für 2025 ein weiterer Rückgang um 3 % erwartet.​

Besondere Risikofaktoren

Büro

  • Junge Unternehmen: Start-ups und Unternehmen, die während der Pandemie gegründet wurden, stehen vor ihrer ersten echten Belastungsprobe.​
  • Sektorspezifische Risiken: Branchen wie Einzelhandel, Bauwesen und Transport sind besonders anfällig für Insolvenzen.​
  • Zahlungsausfälle: Die Risiken von Zahlungsausfällen nehmen zu, was die Liquidität vieler Unternehmen gefährdet.​

Ausblick

Trotz der Herausforderungen gibt es Anzeichen für eine Stabilisierung ab 2026, sofern die geldpolitischen Bedingungen gelockert werden und die geopolitischen Spannungen nachlassen. Unternehmen sollten jedoch weiterhin vorsichtig agieren und ihre Risikomanagementstrategien anpassen.

Besonders Zahlungsausfälle können zu einer Insolvenzspirale führen. Unternehmen mit Kunden in besonders insolvenzgefährdeten Branchen sollten daher spätestens jetzt ihre Forderungsabsicherungen prüfen und ggf. neu aufstellen.

Schutz vor Zahlungsausfällen