Die Zahl der Forderungsausfälle entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Automobilindustrie steigt. Laut eines Berichts des Kreditversicherers Atradius gehen Unsicherheiten momentan vor allem von Geschäften mit Zulieferern in Europa und China aus.

Es seien vor allem Zulieferer der zweiten und dritten Ebene aktuell in Schwierigkeiten, heißt es in einer Mitteilung. Sie haben mit dem Wandel der Branche zu kämpfen: der Trend zur Elektromobilität, Brennstoffzellen oder dem autonomen Fahren. Da zwischen Auftrag und Lieferung oft mehrere Jahre liegen, müssen die Zulieferer eine hohe Vorfinanzierungslast schultern. Durch die weltweit rückläufigen Autoverkäufe , werden teils weniger Teile abgenommen als ursprünglich kalkuliert, so dass die Zulieferer in Liquiditätsnöte geraten.

Laut Prognosen gehen Autoverkäufe dieses Jahr um fünf Prozent zurück. Das hat Auswirkungen auf die Insolvenzen: Atradius rechnet damit, dass die Unternehmenspleiten in der Branche in Großbritannien um sieben Prozent steigen, in China und Italien um je fünf Prozent, in Frankreich und Polen um je drei Prozent. Auch deutsche Automobilunternehmen sind betroffen: Hier rechnet der Kreditversicherer mit einem Plus von zwei Prozent.

Das Forderungsrisiko in der deutschen Automobilbranche sei daher „erhöht“ – im vergangenen Jahr wurde es noch als „durchschnittlich“ bewertet. Risiken gibt es vor allem bei Anbietern, deren Schwerpunkt auf Komponenten für Benzin- und Dieselmotoren liegt. Sie müssen neue Lösungen finden, leiden aber gleichzeitig oft unter mangelnder Liquidität, was Innovationen erschwert. Bei den Automobilherstellern sowie ihren direkten Zulieferern sei die Situation jedoch noch „gut“.

Auch in anderen europäischen Ländern, ist das Risiko für Zahlungsausfälle und -verzögerungen gestiegen. In Großbritannien leidet die Branche neben den strukturellen Herausforderungen unter den Brexit-Unsicherheiten, in Italien erhöhen Kostensenkungsprogramme der Autohersteller den Druck auf die Zulieferer. Auch in Frankreich haben die Hersteller Sparmaßnahmen eingeleitet und auch hier sind die Absatzzahlen im ersten Halbjahr 2019 zurückgegangen. In Polen bestehen Unsicherheiten vor allem bei Zulieferern der zweiten Ebene, sowie bei Autoteile- und Reifenhändlern.

Doch nicht nur in Europa, auch in China hat sich die Lage auf dem Automobilmarkt verschärft. Der größte Automobilmarkt der Welt, leidet unter schwachen Verkaufszahlen (-12,4 % im ersten Halbjahr 2019 gegenüber dem Vorjahreszeitraum). Risiken gebe es vor allem bei Geschäften mit Tier-2-Zulieferern, die wenig Eigenkapital und nur einen geringen Zugang zu Bankfinanzierungen haben. Selbst bei kleinen Herstellern von E-Mobilitätskomponenten steigen die Insolvenzzahlen voraussichtlich um fünf Prozent in den kommenden zwölf Monaten. Hier drängen neue Wettbewerber auf den Markt und die Gefahr von Überkapazitäten steigt.