Freude auf das neue Jahr – die gibt es 2020 auch in der Wirtschaft. Der Ausblick auf die Konjunktur ist so gut wie seit zwei Jahren nicht mehr. Forscher erwarten, dass die Wirtschaft in den kommenden beiden Jahren endlich wieder spürbar wachsen wird. Trotzdem werden sich einige Branchen warm anziehen müssen, denn für manche Wirtschaftszweige könnte es in den kommenden Monaten schwierig werden.

Noch bevor die ersten Silvesterknaller gezündet wurden, haben führende Wirtschaftsforscher Lust aufs neue Jahr gemacht. Sie sind nämlich durchweg positiv gestimmt: Das Münchner Ifo-Institut, das Kieler IfW und das IWH aus Halle prognostizieren für 2020 ein BIP von 1,1 Prozent. Das ist doppelt so viel, wie noch 2019 mit seinem Wachstum von mageren 0,5 Prozent.

Im Jahr darauf wird nach den aktuellen Berechnungen sogar nochmal eine Schippe draufgelegt: Ifo und IfW rechnen mit 1,5 Prozent, IWH mit 1,6 Prozent Wachstum. Nach Berechnungen des Ifo-Instituts wird die Zahl der Beschäftigten 2021 sogar einen Rekordwert von knapp 45,6 Millionen erreichen.

Exporte, Konsum und Finanzpolitik als Wachstumstreiber

Auch das Stimmungsbarometer des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) legte im Dezember um 12,8 Punkte zu und notiert nun auf dem höchsten Stand seit Februar 2018. Laut Spiegel erklärt ZEW-Präsident Achim Wambach die positive Stimmung mit der Hoffnung auf mehr deutsche Exporte und einen steigenden privaten Konsum.

Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser sieht laut der Zeit vor allem die Finanzpolitik der Bundesregierung als Wachstumstreiber. Entlastungen bei Steuern und Sozialbeiträgen, die Ausweitung staatlicher Transfers und eine Zunahme der öffentlichen Konsum- und Investitionsausgaben würden die Konjunktur anschieben.

Viele Konjunkturrisiken, die 2019 massiv die Stimmung gedrückt haben, bleiben dennoch bestehen: der Handelskonflikt zwischen den USA und China oder der EU, der Strukturwandel in der Automobilindustrie oder der Brexit.

Steigende Insolvenzen trotz guter Stimmung

Auch die Insolvenzzahlen profitieren nicht sofort von der steigenden Konjunktur. Im Gegenteil: Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform erwartet für das kommende Jahr sogar einen Anstieg der Firmenpleiten. Betroffen sind etwa die Automobilzulieferer, die den Spardruck der großen Hersteller zu spüren bekommen. Vor allem das schwächelnde China-Geschäft mache der Branche momentan zu schaffen.

Steigende Pleiten gebe es laut der Insolvenzverwaltervereinigung Gravenbrucher Kreis durch den anhaltenden Online-Shopping-Trend auch im Einzelhandel. Immobilienvermieter, Krankenhäuser, Pflegeheime und Touristikunternehmen seien ebenfalls betroffen. Risikobehaftet sind den Prognosen von Creditreform zufolge auch Umzugstransportunternehmen, Bars sowie private Wach- und Sicherheitsdienste.

Welche Branchen 2020 noch zu kämpfen haben, lesen Sie im GFL-Blog: Konjunkturaussichten: die Gewinner und Verlierer

Was bedeutet das für Kreditversicherungen und Finanzierungen?

Sollte sich die deutsche Wirtschaft tatsächlich wieder erholen, wird es spannend sein zu sehen, wie sich die Kreditversicherer bezüglich der Limitbereitschaft verhalten werden. GFL geht von eher schlechteren Bilanzen für 2019 im Vergleich zu 2018 aus. Da ja schon einige Kreditversicherer in 2019 zum Teil massiv Limite reduziert haben, steht die Frage im Raum, ob sie dann erneut Reduzierungen vornehmen werden. Oder ob sie sich proaktiv verhalten. Sollte das so sein, dann wären sogar Limiterhöhungen denkbar.

Ebenfalls spannend wird sein, wie sich die Finanzierungsgesellschaften ausrichten werden. GFL geht von einer weiteren Belebung aus: Die Banken werden zwar ebenfalls eher die Bilanzen 2019 berücksichtigen, Finanzierungsgesellschaften kalkulieren aber vielmehr die Zukunftsprognosen mit ein.