Die schwache Konjunktur des Automobilsektors macht sich auch bei Zulieferer Continental bemerkbar: Nachdem das Unternehmen bereits in diesem Jahr mit hohen Verlusten zu kämpfen hat, rechnet man auch für das kommende Jahr mit keiner positiven Entwicklung in der Automobilbranche.

Im dritten Quartal des Jahres lag der Verlust bei knapp 2 Milliarden Euro. Laut Mitteilungen von Continental lag dies zum Großteil am „Einmaleffekt“ und kam durch hohe Abschreibungen aus früheren Übernahmen zustande. Zusätzlich kamen Investitionen für ein umfassendes Umbauprogramm hinzu, da sich Continental aufgrund des Wandels in der Automobilbranche stärker auf Digitalisierung und E-Mobilität ausrichtet. Allerdings sank auch das bereinigte operative Ergebnis im laufenden Geschäft um 20% auf ca. 615 Millionen Euro. Der Umsatz wies durch Wechselkurseffekte und Zukäufe mit 11,1 Milliarden Euro einen leichten Anstieg um 3% auf.

Continental-Chef Elmar Degenhart spricht von einer vergleichsweise soliden Entwicklung „trotz des weiterhin rückläufigen Marktumfeldes“. 

Da die Automobilhersteller derzeit aufgrund von Klimaschutz-Auflagen gezwungen sind, Milliarden in die Entwicklung sauberer Antriebe zu investieren, geraten auch die Zulieferer vermehrt unter Druck. Finanzvorstand Wolfgang Schäfer: „Im besten Fall sehen wir in 2020 weltweit eine Seitwärtsentwicklung der Automobilproduktion“. Für das letzte Quartal des Jahres geht das Unternehmen von sinkenden Produktionsraten in den drei wichtigsten Regionen China, Europa und Nordamerika aus. Das Management des Dax-Konzerns rechnet nicht damit, dass sich der negative Trend der Automobilbranche innerhalb der nächsten 5 Jahre positiv verändern könnte und schreibt daher 2,5 Milliarden Euro ab.

Bezüglich der Gespräche mit den Betriebsräten wegen geplantem Stellenabbau, Umbesetzungen von Personal und Werksschließungen erwartet Schäfer Ende des Jahres erste Ergebnisse.

Schäfer: „Wir haben gesagt, dass das ein Programm ist, das wir jetzt gestartet haben, dass das aber noch nicht das Ende sein muss und wir womöglich weitere Maßnahmen erarbeiten werden.“

Ende September kündigte der Zulieferer einen umfänglichen Umbau an, von dem bis Ende 2023 weltweit ca. 15.000 Angestellte betroffen sein werden. In Deutschland wird dies Auswirkungen auf rund 5000 Stellen haben. 

Marcus Sarafin, Finanzexperte u. Geschäftsführer der GFL: „Aus meiner Sicht treiben die großen Zulieferer eine deutliche hausinterne Strukturänderung voran, die durch die E-Mobilität bedingt ist. Trotz allem muss man nüchtern feststellen: Bei geändertem Marktumfeld bleibt Conti profitabel, betreibt in dieser Phase bei guter Struktur einen Wandel im Haus. Dies kann auch positiv gesehen werden, da man nun in der Lage ist, aus alten Strukturen hervorzubrechen (siehe Personalreformen). Zwar scheinen die Bilanzen in schwierigen Zeiten durch die hohen Belastungen zunächst negativer als der eigentliche IST-Zustand, allerdings kann man anschließend mit „sauberer“ Bilanz richtig durchstarten. Auch bei Volkswagen wurden eine ausführliche Vorsorge betrieben und alle Analysten sind immer wieder über die aktuellen Quartalsberichte überrascht.“

Quelle: https://www.wiwo.de/unternehmen/auto/schwache-autokonjunktur-continental-schliesst-haerteres-sparprogramm-nicht-aus/25216786.html Datum: 12.11.19