Das Wachstum in der Türkei hat 2017 die Erwartungen übertroffen: Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum legte die Wirtschaft in den ersten drei Quartalen um 7,4 Prozent zu. Das zeigt eine aktuelle Länderbewertung der Coface. Doch bereits in diesem Jahr droht der Aufschwung wieder abzuebben.

Getrieben wurde das Wachstum unter anderem von staatlichen Maßnahmen, wie dem Credit Guarantee Fund (CGF), mit dem die Regierung kleine und mittlere Unternehmen unterstützt. Mit einem Fonds von 64 Milliarden Dollar wirke der Staat faktisch als Garantiegeber für Kredite.

Weiterer Motor waren die Investitionen, die in den ersten neun Monaten von 2,7 Prozent im Vorjahreszeitraum auf 7,9 Prozent gestiegen sind. Am stärksten zugenommen haben dabei die Bauinvestitionen (+12% im 3. Quartal) und die Investitionen in Maschinen und Ausrüstung (+15,3%).

Auch der private Konsum, stimuliert durch Steuersenkungen, und der Export trugen zum hohen BIP-Wachstum bei. So ist die türkische Wirtschaft im dritten Quartal sogar um 11,1 Prozent gegenüber des Vorjahresquartals gewachsen – der stärkste Zuwachs aller G20-Länder.

Coface warnt, dass die türkische Wirtschaft dennoch anfällig bleibt. Das strukturelle Finanzierungsdefizit sei eine große Gefahr. Durch das CGF-Programm ist das Kredit-Einlagen-Verhältnis auf 125 Prozent gestiegen. Damit steigen auch die Wechselkursrisiken. Deswegen und aufgrund der Schwäche der Lira erwarten die Experten eine steigende Inflation. Steigende Preise und Steuern in Verbindung mit einer schwächeren Landeswährung würden die Kaufkraft schwächen und den privaten Konsum bremsen.

Atradius-Analysten zufolge gehört die Türkei 2018 sogar zu den größten Risikomärkten für Exporteure. Besonders in den Branchen Textil, Stahl, Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) sowie Bau- und Baumaterialien gebe es hohe Risiken für Zahlungsverzögerungen und -ausfälle. Der Aufschwung drohe dieses Jahr wieder abzukühlen, unter anderem, da Steuererleichterungs- und Kreditfördermaßnahmen auslaufen.

Den Coface-Bericht finden Sie hier, den von Atradius hier.

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