Steigende Energiekosten, zunehmende Bürokratie, Fachkräftemangel – der deutsche Maschinenbau steht unter Druck. Hinzu kommen sinkende Auftragseingänge: So habe es in den letzten 15 Jahren keinen so starken und intern branchenübergreifenden Nachfragerückgang wie zur jetzigen Zeit gegeben, beschreibt Atradius die Lage in einem aktuellen Branchenbericht.

Die Unsicherheiten treffen einen der wichtigsten Industriezweige des Landes. Bereits 2024 sank die Maschinenbauproduktion um 5,7 Prozent. Für 2025 wird ein weiteres Minus von 0,6 Prozent prognostiziert.

Weltweit: +3,6 %, Deutschland: -0,6%

Dabei bildet Deutschland einen Ausreißer: Während weltweit für 2025 ein Wachstum von 3,6 Prozent erwartet wird, kommt Europa immerhin noch auf ein schwaches Wachstum von 1,3 Prozent. Dieses wird maßgeblich von Deutschland nach unten gerissen – macht die Bundesrepublik doch mehr als 45 Prozent der Maschinenbauproduktion in der Eurozone aus.

Zu schaffen machen dem Maschinenbau hierzulande vor allem die schwächelnde Automobil- sowie Baubranche. Von deren Aufträgen ist die Branche stark abhängig. Während es in diesen bereits zu zahlreichen Insolvenzen gekommen ist, lag die Insolvenzzahl im Maschinenbau 2024 noch im niedrigen zweistelligen Bereich.

Doch für 2025 zeichnet sich eine Verschärfung der Lage ab. So rechnet Atradius in diesem Jahr mit einer steigenden Zahl an Insolvenzen. Bis Ende Februar 2025 sei die Zahl der Nichtzahlungsmeldungen im Maschinenbau bereits um über 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen.

Komplette Branche ist betroffen

Der Nachfragerückgang betreffe sämtliche Teilbereiche der Maschinenbauindustrie. Laut dem Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA) gingen die Auftragseingänge 2024 insgesamt um 8 Prozent zurück – mit einem Minus von 13 Prozent aus dem Inland und 5 Prozent aus dem Ausland. Das Problem dabei: Da viele Aufträge mit ein bis zwei Jahren Vorlauf bearbeitet werden, werden die wirtschaftlichen Auswirkungen erst mit Verzögerung spürbar. In der Folge könnten Liquiditätsengpässe und Kurzarbeit für viele Unternehmen zur Herausforderung werden.

Bedenklich ist laut eines Artikels im Tagesspiegel auf lange Sicht vor allem die mangelnde Investitionsbereitschaft in der Branche. 34 Prozent der Firmen wollen laut einer Umfrage in Zukunft weniger investieren. Die Maschinenbauer scheinen selbst nicht an sich zu glauben: Bei einer Befragung der IG Metall unter Betriebsräten gab nur gut die Hälfte an, dass sie die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Firmen gut oder sehr gut einschätze. Besonders die Konkurrenz aus Asien setzt die deutschen Hersteller unter Druck. So werden etwa Batteriefabriken in Europa fast ausschließlich mit chinesischen Maschinen bestückt.

Doch es gibt auch Grund zur Hoffnung: Vor allem der Einsatz von Künstlicher Intelligenz könnte der Branche einen Wachstumsschub bescheren. So liege der deutsche Maschinenbau beim Einsatz von KI in Produktionsprozessen weltweit auf Platz eins.