Die deutsche Papierindustrie befindet sich in der Abwärtsspirale: Wie Atradius meldet, sind die Nichtzahlungsmeldungen bei dem Kreditversicherer im ersten Quartal um 60 Prozent gestiegen. Neben einem allgemeinen Trendwechsel verschärfen der Mangel bei Zellstoff und Altpapier sowie die steigenden Energiekosten die Lage.

Die Krise der Papierindustrie ist nicht neu: In den vergangenen zehn Jahren sei die Nachfrage nach grafischem Papier etwa für Zeitungen, Bücher oder Prospekte um 40 Prozent gesunken, berichtet Atradius. Folge waren zahlreiche Insolvenzen und stillgelegte Produktionen.

Die Lage wird nun vor allem durch den Rohstoffmangel noch einmal deutlich verschärft: Laut der Kreditversicherung leiden mehr als 75 Prozent der über 600 deutschen Papierunternehmen darunter. Und das hat direkte Auswirkungen auf Druckereien, Verlage, Verpackungs- und Kartonhersteller oder auch Pharmaunternehmen, die keine Beipackzettel drucken können. So sind 90 Prozent der Abnehmer von Lieferproblemen betroffen.

Mehr als die Hälfte der Papierunternehmen kann seine Rechnungen aktuell nicht zahlen. Grund sind auch die auslaufenden Corona-Hilfen gepaart mit den steigenden Energie- und Rohstoffkosten. Hart treffen würde die Branche ein russisches Gas-Embargo: Der Erdgasanteil am Gesamtbrennstoffeinsatz liegt aktuell bei 55 Prozent. Eine Umstellung auf andere Energieträger sei nach Angaben des Verbands der deutschen Papierindustrie problematisch.

Dauert die Ukraine-Krise an, erwartet die Kreditversicherung weitere Insolvenzen auf dem Papiermarkt, insbesondere im Bereich der grafischen Papiere. Bei Verpackungen oder Hygienepapieren sei die Lage wegen der stabilen Nachfrage weniger dramatisch.

Den Atradius-Bericht finden Sie hier. Mehr zum Thema „Kreditversicherung“ lesen Sie hier: www.gfl-broker.de/product/kreditversicherung/