Viele Experten gehen davon aus, dass es dieses Jahr zunehmend zu Insolvenzen kommen wird. Doch diese pauschale Feststellung allein ist noch wenig aussagekräftig. Die Süddeutsche Zeitung hat sich deshalb nun angeschaut, welche Branchen besonders betroffen sein werden und warum.

Einzelhandel

Es wird damit gerechnet, dass 50.000 Geschäfte im Einzelhandel vor dem Aus stehen. Die Süddeutsche Zeitung zitiert eine Umfrage des Hotel- und Gaststättenverbands, wonach jeder Vierte in der Branche überlegt, sein Geschäft aufzugeben. Sie leiden nicht nur unter den Lockdowns, sondern auch unter der Konkurrenz durch den Online-Handel.

Und auch innerhalb der Branche muss differenziert werden: Onlinehändler, Lebensmittelgeschäfte sowie Möbel- und Heimwerkermärkte haben 2020 Rekordgewinne eingefahren. So kommt es, dass der Sektor insgesamt letztes Jahr Rekordumsätze geschrieben hat – und preisbereinigt um 3,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr gewachsen ist. Die Kluft zwischen den Gewinnern und Verlierern ist allerdings riesig: Während der Internet- und Versandhandel um 24 Prozent zugelegt hat, ist der Textilhandel um 23 Prozent eingebrochen.

Touristik

Während es für die Gastronomie immerhin wieder Öffnungsperspektiven gibt, steht der Tourismusbereich vor einem Strukturwandel. Meetings werden auch nach der Krise immer öfter online stattfinden, Wochenendtrips wohl weniger werden. Tourismusexperten gehen jedoch davon aus, dass Kreuzfahrten und Fernreisen nach der Krise wieder genauso stark nachgefragt werden wie zuvor.

Friseure, Massage- oder Kosmetiksalons

Diese Branchen waren früh von den Einschränkungen betroffen und werden lange darunter leiden. Denn sie haben eine Gemeinsamkeit: Ihr Ausfall ist nicht nachholbar. Niemand lässt sich nach der Krise öfter die Haare schneiden, nur weil er es zuvor nicht konnte. So schlagen Friseure gerade mit Mahnwachen Alarm und gehen mit Klagen gegen ihre Salonschließungen vor.

Soloselbstständige & KMU vs. Konzerne

Soloselbstständige haben oft keine Rücklagen und damit keine Möglichkeit, sich professionelle Beratung für die Hilfsanträge zu holen. Schauspieler, Handwerker oder kleine Händler sind zudem oft gar nicht für die Hilfen berechtigt, erhalten zum Beispiel kein Kurzarbeitergeld und nur teilweise Ersatz für ausfallende Honorare.

Mittelständischen, familiengeführten Unternehmen geht es generell etwas besser: Sie haben meist ein besseres Finanzpolster und einen persönlichen Kontakt zu ihrer Hausbank. Doch während gesunde Unternehmen den ersten Lockdown noch besser wegstecken konnten, kommen sie nun langsam auch an ihre Grenzen.

Große Konzerne leiden hingegen unter ihren hohen Fixkosten – etwa für Miete oder Personal. Gefährdet sind vor allem Unternehmen mit niedriger Eigenkapitalquote. So ist etwas krisenfester, wer über eigene Immobilien verfügt.