In gut drei Wochen stimmen die Briten über einen Austritt aus der EU ab und schon jetzt schadet der mögliche „Brexit“ dem britischen Finanzmarkt. Die Portfolio-Investitionen sind rückläufig, bei rund 40 Prozent liegt das nach Einschätzungen von Volkswirten der Kreditversicherung Euler Hermes an der Angst vor dem Ausstieg. Das ist allerdings nichts gegenüber dem, was die Experten der britischen Wirtschaft bei einem tatsächlichen Ausstieg voraussagen: Bis zu 1.700 zusätzliche Insolvenzen, ein Rückgang der Exporte um 20 Milliarden Pfund und eine Rezession im Jahr 2019. Innerhalb der EU hätten vor allem die Niederlande, Irland und Belgien zu leiden.

85 Milliarden Pfund an Portfolio-Investitionen blieben zwischen dem 1. und 3. Quartal 2015 aus. Rund 40 Prozent davon entfallen laut Euler Hermes auf die Angst vor dem britischen EU-Ausstieg.

Für die Zeit nach dem Brexit hat der Kreditversicherer zwei Szenarien entworfen: Ein Ausstieg mit und ohne Freihandelsabkommen mit der EU. Im „Worst Case“ – einem Ausstieg ohne Abkommen – würde die Zahl der Insolvenzen um 1.700 steigen. Die Negativauswirkungen würden ihren Höhepunkt im Jahr 2019 erreichen mit einem Rückgang der Exporte um 30 Milliarden Pfund, einer Abwertung der Währung um mehr als 20 Prozent und Einbußen von rund 3 Prozentpunkten beim BIP. Im Jahr 2019 wäre das Land nach Einschätzung von Euler Hermes in einer Rezession.

Mit Freihandelsabkommen wären die Auswirkungen etwas geringer: Die zusätzlichen Insolvenzen lägen bei 1.500, die Exporte würden um 9 Milliarden Pfund schrumpfen und der Pfund um rund zehn Prozent abwerten.

Der Kreditversicherer steht mit seinen Befürchtungen nicht alleine: Laut einer Befragung der britischen Zeitung „The Observer“ halten 88 Prozent der Londoner Volkswirte eine Eintrübung der britischen Wachstumsaussichten innerhalb der nächsten fünf Jahre für sehr wahrscheinlich. Für die Befürworter des Brexits schaffe ein Handel ohne EU-Vorgaben hingegen Vorteile.

Euler Hermes sieht bei einem Brexit vor allem Verlierer – auch auf EU-Seite. In der Eurozone würde das Wachstum um bis zu 0,6 Prozent niedriger ausfallen. Dabei treffe der Ausstieg die Niederlande, Irland und Belgien noch vor Deutschland und Frankreich. Ohne Freihandelsabkommen würden die Niederlande 2,4 Prozentpunkte ihres Wirtschaftswachstums (-1,5pp mit abkommen) einbüßen. In Irland lägen die Einbußen bei 1,4 Prozent (bzw. -0.9pp), während die Insolvenzen um zwei Prozent zunehmen würden.

In Deutschland würde der Ausstieg vor allem die Automobilbranche, den Maschinenbau und den Chemiesektor treffen. Im Falle eines harten Ausstiegs gingen bis 2019 fast sieben Milliarden Euro an Exporten verloren.

Die komplette Euler-Hermes-Studie finden Sie hier.

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