Firmen-Insolvenzen steigen weiter – auch die kritischen Großinsolvenzen
Die Insolvenzen in Deutschland werden in diesem Jahr um 21 Prozent steigen. Davon geht der Kreditversicherer Allianz Trade in seiner aktuellen Insolvenz-Prognose aus. Besonders kritisch: Betroffen sind viele Großunternehmen, die durch ihre Pleiten einen Dominoeffekt bei den Zulieferern auslösen könnten.
Zahlungsausfälle häufen sich
„Wir sehen in der Kundenbetreuung durchaus, dass in Kreditversicherungsverträgen, die jahrelang schadenfrei liefen, nun Schäden auftreten“, beschreibt Juliane Sarafin, Leiterin der GFL-Kundenbetreuung, die Auswirkungen der steigenden Insolvenzen. „Das gilt mehr oder weniger branchenübergreifend. Während vor einigen Jahren Schäden eher die Ausnahme waren, ist es nun so, dass schadenfreie Verträge seltener werden.“
„Als Makler für Kreditversicherungen beschäftigen wir uns seit mehr als 15 Jahren mit Konzepten zur Absicherung für Unternehmen“, berichtet GFL-Vertriebsleiter Fabian Sarafin. „In Zeiten von einem positiven Wirtschaftsumfeld gab es in Kundengesprächen ganz oft Aussagen wie ‚Ich brauche keine Kreditversicherung, weil ich meine Kunden gut kenne, und weiß, dass sie zuverlässig zahlen‘ oder ‚Bisher ist noch nie was passiert‘.“
Die steigenden Insolvenzen führen allerdings dazu, dass sich dieses Bild gerade wandelt. „Heute berichten ganz viele Unternehmen, egal welcher Größe und Branche, dass sie Herausforderungen ausgesetzt sind, die Wachstum und Ergebnisse beeinflussen. Genau jetzt sollte man aufpassen, denn wir sehen in vielen Bilanzen, dass Margen unter Druck geraten sind und sich somit die Eigenkapital-Polster verringern und Umsätze stagnieren“, so Sarafin. „Genau dann kann ein Zahlungsausfall nicht mehr so einfach abgefedert werden und eine Einzelwertberichtigung die G+V weiter beeinträchtigen.“
Juliane Sarafin empfiehlt Unternehmen daher, ihren Schutz immer wieder zu überprüfen. „Als Konsequenz ist es so, dass Kunden gerade explizit danach suchen, Spitzenrisiken voll abzusichern, um die eigene Firma vor Großausfällen zu schützen.“
„Wir wollen keine Angst machen, aber Sie als Unternehmen dazu animieren, sich mit der Vorsorge für Ihre Forderungen zu beschäftigen“, ergänzt Fabian Sarafin. „Es gibt eine Vielzahl an Lösungsansätzen, die auf die Bedürfnisse des jeweiligen Unternehmens hin angepasst werden können.“
Insolvenzen in Deutschland
In den letzten zwölf Monaten sind die Firmeninsolvenzen hierzulande um 28 Prozent gestiegen. Tendenz steigend: Bereits im ersten Halbjahr 2024 war der dadurch entstandene Schaden höher als im gesamten letzten Jahr.
Allianz Trade geht davon aus, dass es dabei nicht bleiben wird. Zum Ende des Jahres hin könnte sich die Summe der insolventen Unternehmen auf 21.500 Fälle belaufen. Das ist ein Insolvenzniveau, das rund 15 Prozent über dem letzten Vor-Corona-Jahr 2019 liegt.
Besorgniserregend ist vor allem die hohe Zahl an Großinsolvenzen: Im ersten Halbjahr sind bereits 40 Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 50 Millionen Euro pleite gegangen. Diese Großinsolvenzen bergen die Gefahr, auch andere Unternehmen mit in eine Insolvenzspirale zu ziehen.
Weltweiter Anstieg der Insolvenzen
Deutschland ist nicht das einzige Land, in dem die Insolvenzen aktuell steigen. Im ersten Quartal 2024 sind die Unternehmenspleiten in fast allen Regionen der Welt – mit Ausnahme von Afrika – gestiegen. Auch die jüngeren Zahlen zeigen ein Plus. Die höchsten Anstiege hatten Kanada (+79%), Schweden (+48%), Russland (+40%) und Singapur (+46%) zu verzeichnen.
In Westeuropa haben neben Schweden, die Niederlande (+39%) und Österreich (+27%) mit besonders hohen Zuwachsraten zu kämpfen. Weltweit erwartet Allianz Trade dieses Jahr einen Anstieg der Insolvenzen um 10 Prozent. 2025 wird sich die Lage demnach wieder etwas beruhigen: Hier wird nur noch ein moderater Anstieg um 1 Prozent erwartet, getragen von Nordamerika und China. In Europa wird aufgrund des starken Aufschwungs in den letzten Jahren mit den stärksten Rückgängen gerechnet.