Credendo hat das kurzfristige politische Risiko Argentiniens auf die schlechteste Kategorie 7/7 herabgestuft. Der Kreditversicherer erklärt das Downgrade mit der deutlichen Verschlechterung der Liquiditätssituation, rapide abnehmenden Zahlungserfahrungen und erheblichen Abwärtsrisiken.

Der Sieg von Präsidentschaftskandidat Javier Milei im November 2023 hätte eigentlich der Wendepunkt sein sollen: Kaum im Amt initiierte er bedeutende Maßnahmen zur Liberalisierung der Wirtschaft und zur Verbesserung der Liquiditätslage. So führte er etwa ein neues transparentes Einfuhrsystem für Importe ein. Zudem wurde der argentinische Peso um 55 Prozent abgewertet, und es wurde eine schrittweise Bindung eingeführt.

Das war dringend nötig: Die vorherige peronistische Regierung hatte eine äußerst angespannte Liquiditätslage hinterlassen, die nicht allein auf die extreme Dürre des vergangenen Jahres zurückzuführen ist. Die Administration tätigte beträchtliche Ausgaben, während sie gleichzeitig einen stark überbewerteten Wechselkurs beibehielt, um Unterstützung für ihre (gescheiterte) Präsidentschaftskandidatur in den letzten Monaten ihrer Amtszeit zu gewinnen. Infolgedessen geriet das IWF-Programm Ende des letzten Jahres stark aus dem Ruder, und lebenswichtige Liquiditätszahlungen wurden gestoppt. Zudem blieben die Importe aufgrund von Lagerbeständen, einer hohen Devisenlücke (150 % – 200 %) und durch expansive Politik unterstützten Einfuhren hoch. Dadurch belief sich das Leistungsbilanzdefizit im Jahr 2023 auf beträchtliche -10 % des BIP (statt der im Oktober 2023 vom WEO des IWF prognostizierten -0,6 % des BIP).

Die Regierung verwendete ein Fünftel ihrer Devisenreserven, um den parallelen Devisenmarkt zu stützen, und einen ungenannten Betrag, um den offiziellen Devisenmarkt zu verteidigen. Dadurch schnellten die liquiden Devisenreserven in die Höhe und wurden schließlich aufgebraucht. Gleichzeitig stieg die von der Vorgängerregierung stark geförderte Importfinanzierung stark an (die kurzfristigen kommerziellen Auslandsschulden erreichten 60 Milliarden USD, das Doppelte des historischen Durchschnitts). Die Regierung von Milei sah sich daher mit einem erheblichen Rückstand bei den kurzfristigen kommerziellen Auslandsschulden und erschöpften Devisenreserven konfrontiert.

Milei gelang es zwar, das IWF-Programm mit einem ehrgeizigen Stabilisierungsplan sehr schnell wieder auf Kurs zu bringen und Ende Januar eine wichtige Liquiditätszahlung sicherzustellen. Credendo geht aber davon aus, dass schwierig sein wird, das Gleichgewicht wiederherzustellen. Der erwartete Leistungsbilanzüberschuss von 1 % des BIP im Jahr 2024 wird die Liquidität nur in begrenztem Maße verbessern.

Auf der inländischen Ebene ist eine beispiellose Haushaltsanpassung erforderlich, doch die Durchführbarkeit von Reformen wird immer schwieriger. Die Justiz hat bereits einige wichtige Reformen ausgesetzt. Nach einem Rückschlag im Kongress wurde das von Milei vorgeschlagene Reformgesetz zurückgezogen. Damit besteht die Möglichkeit, dass Milei die Haushaltsbilanz nicht ausreichend verbessert (und das IWF-Programm aus dem Ruder läuft).

Auch der Wechselkurs könnte unter Druck bleiben. Auf der außenwirtschaftlichen Seite stellen eine weitere Verlangsamung bei den Handelspartnern (z. B. China), niedrigere Preise für Rohstoffexporte und eine Verschlechterung der globalen Finanzbedingungen ebenfalls Abwärtsrisiken dar.

Den kompletten Credendo-Bericht (auf englisch) finden Sie hier.