Die Zahl der Unternehmenspleiten nimmt zu. Laut IWH haben die Firmeninsolvenzen im August um ein Viertel im Vergleich zum Vorjahr zugenommen. Rollt die so oft prognostizierte Insolvenzwelle jetzt tatsächlich auf uns zu?

718 Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften habe es im August gegeben, so die aktuellen Zahlen des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). Im Herbst sei noch einmal mit deutlich steigenden Zahlen zu rechnen. Eine Trendwende habe eingesetzt.

„In den vergangenen Jahren und gerade im Zuge der Pandemie wurden oft steigende Insolvenzen prognostiziert. Rückblickend sind die Anstiege ausgeblieben und wir sind hier in Deutschland auf einem historisch niedrigen Niveau angekommen“, so GFL-Experte Fabian Sarafin rückblickend.

Die Schäden seien allerdings dennoch enorm gewesen – und bald werden sich wohl auch die Fallzahlen steigern. „Durch den Krieg in der Ukraine und die stockenden Lieferketten sehen wir tatsächlich die Risiken enorm ansteigen, denn diese Themen treffen sehr viele Unternehmen ganz direkt in ihrer Gewinn- und Verlustrechnung sowie in der Produktion. Steigende Kosten, die keiner zu Beginn des Jahres planen konnte, auf der einen Seite und schwierigere Lieferketten auf der anderen Seite, sind ein gefährlicher Mix.“ Weitere Risiken sind die Anhebung des Leitzinses der EZB sowie die Mindestlohnanhebung ab Oktober.

Auch im September gab es gleich zwei prominente Großinsolvenzen: den Toilettenpapierhersteller Hakle und den Schuhhändler Görtz. Um die Kostenstrukturen an die veränderten Marktbedingungen anzupassen, habe sich der Händler zu einem konsequenten Schritt für die Restrukturierung des Unternehmens entschieden, schreibt Görtz in einer Pressemitteilung.

Das IWH erwartet, dass es nicht bei diesen beiden Firmenpleiten bleiben wird: Im September rechnet es mit einem Viertel mehr Insolvenzen, im Oktober sogar mit einem Drittel mehr, verglichen mit den Vorjahresmonaten.