Handel: Chinas Bedeutung sinkt
China ist nach wie vor Deutschlands wichtigster Handelspartner. Doch die Bedeutung der Volksrepublik nimmt deutlich ab. Das hat mit der schwächelnden chinesischen Wirtschaft ebenso zu tun wie mit einem Richtungswechsel der deutschen Unternehmen.
Acht Jahre in Folge war China nun der wichtigste Handelspartner Deutschlands. Doch im vergangenen Jahr sind die Exporte nach China um knapp 20 Prozent eingebrochen. Das Handelsvolumen liegt nur noch knapp über dem mit den USA.
Dieser Einbruch spiegelt zunächst die Schwäche der chinesischen Wirtschaft wider. Der Immobiliensektor und die ausländischen Investitionen machen der Volksrepublik zu schaffen. Seit Mitte 2021 ging es mit dem Immobiliensektor rapide bergab. Allianz Trade schätzt in einem aktuellen Länderbericht, dass die Entwicklung des Immobiliensektors um 26 Prozent unter dem Trend vor der Pandemie liegt. Aber auch die langfristigen Aussichten seien angesichts einer rasch alternden und schrumpfenden Bevölkerung und einer sich verlangsamenden Urbanisierung düster.
Um ausländische Investitionen ist es ebenfalls nicht gut bestellt. Dahinter steckten kurzfristige taktische Gründe ebenso wie langfristige strukturelle Faktoren wie langsameres Wachstum, regulatorische Hemmnisse und eine sich verschlechternde Geopolitik, so Allianz Trade.
Die schwächelnde chinesische Wirtschaft kann den Einbruch des Handelsvolumens jedoch nicht vollständig erklären. In der globalen Versorgungskette nimmt China weiterhin eine bedeutende Rolle ein. So sind etwa die USA bei 50 Prozent ihrer Einfuhren aus China in kritischem Maß davon abhängig. So hat China bei den „neuen Drei“ – Elektrofahrzeuge, Batterien und Solarenergieprodukte – die Nase längst vorne.
Dass die Handelsbeziehungen zu Deutschland abkühlen, seien die ersten Zeichen der „viel beschworenen Zeitenwende“, so Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung. Die Spannungen Chinas mit Taiwan und den USA würden dazu führen, dass deutsche Unternehmen ihre Lieferketten verstärkt diversifizieren.
Das hat etwa zur Folge, dass mit 253,1 Milliarden Euro das Handelsvolumen mit China im vergangenen Jahr nur noch knapp über dem mit den USA lag (252,3 Milliarden Euro).