Bayer, VW oder SAP: Mehrere große deutsche Unternehmen wollen in den kommenden Jahren tausende Arbeitsplätze streichen. Was bedeutet das für den deutschen Arbeitnehmermarkt?

Seit Oktober 2023 haben neun traditionsreiche Unternehmen ihre Sparpläne öffentlich gemacht. Die umfangreiche Liste der geplanten Streichungen verdeutlicht die Herausforderungen, mit denen deutsche Unternehmen konfrontiert sind.

Die Expansion der Künstlichen Intelligenz, die Umstellung auf Elektromobilität und die Verpflichtungen gegenüber den Aktionären sind einige der Gründe, die den Stellenabbau bedingen und die wirtschaftlichen Herausforderungen verdeutlichen, mit denen die Unternehmen konfrontiert sind, schreibt der Focus in einem aktuellen Artikel. Hier wird auch aufgeführt, wie die Sparpläne der Konzerne im Detail aussehen.

So sollen beim Autozulieferer Bosch bis Ende nächsten Jahres 1500 Stellen in der Antriebssparte wegfallen. Betroffen seien vor allem die Bereiche Verwaltung, Entwicklung und Vertrieb. Weitere 1200 Stellen sollen bis 2026 weltweit in der Softwareentwicklung wegfallen, wovon auch deutsche Standorte betroffen sind.

Beim Autozulieferer ZF in Friedrichshafen könnten bis 2030 rund 12.000 Stellen wegfallen. Bei Continental hingegen ist bis 2028 die Verlagerung der Produktion nach Südosteuropa geplant. Die Pläne der drei Zulieferer zeigen deutlich, dass die Krise der Autozulieferer wohl nicht nur temporär sein wird. Doch auch die Autobauer sind betroffen: So schließt auch Europas größter Autobauer VW einen Personalabbau nicht aus, um sein Ziel zu erreichen, bis 2026 zehn Milliarden Euro einzusparen.

Bei SAP werden durch den immer stärkeren Einsatz von KI weltweit wohl 8000 Stellen wegfallen. Und auch bei der Deutschen Telekom könnten 2000 Stellen in der Bonner Zentrale gestrichen werden, die durch den technologischen Fortschritt nicht mehr gebraucht werden.

„Die deutsche Industrie versucht sich nun radikal auf die Zukunft auszurichten. Dabei war immer schon klar, dass dann weniger Personal insgesamt benötigt wird“, resümiert GFL-Geschäftsführer Marcus Sarafin. Die Gründe sieht er allerdings nicht allein im technologischen Wandel: „Deutschland ist ein Hochpreisland, was dazu führt, dass Neuinvestitionen eher im Ausland durchgeführt werden. Die Rahmenbedingungen im Ausland – Energiekosten, Bürokratie, Personalkosten und Personalgewinnung – sind in vielen Ländern einfach deutlich besser als in Deutschland.“

Kritisch sieht Sarafin vor allem das Schwinden von Deutschlands Kernkompetenzen: „Folgende Frage ist bislang leider unbeantwortet: Bei welcher oder hoffentlich welchen Technologie(n) wird Deutschland in der Zukunft noch weltmarktführend sein? Automobil: großes Fragezeichen; Chemie: sicher nicht; Energie, wurde nach China verlagert (Solar) oder als inakzeptabel beendet (Kernenergie). Ohne in einzelnen Branchen Weltmarktführer zu sein, sehe ich Probleme die deutsche Bevölkerung zu beschäftigen. Oder wollen wir nur noch in der Dienstleistung tätig sein?“