Der Welthandel leidet aktuell unter zwei Problemen: dem Ukraine-Krieg und dem erneuten Covid19-Ausbruch in China. Allianz Trade (ehemals Euler Hermes) rechnet damit, dass der Handel 2022 daher um zwei Prozent weniger wachsen wird, als noch vor einigen Wochen prognostiziert. Die Preise werden hingegen kräftig steigen.

Die Experten gehen nunmehr von einem Wachstum von vier Prozent in diesem Jahr aus – das sind zwei Prozentpunkte weniger als vor dem Kriegsausbruch erwartet. Das Paradoxe: Wertmäßig wird der Welthandel laut dieser Prognose um 10,9 Prozent zulegen. Vor dem Krieg wurden lediglich +7,2 Prozent erwartet. Das kommt daher, dass der negative Effekt, den der Vertrauens- und Nachfrageeinbruch der Konsumenten hat, durch die steigenden Rohstoffpreise und die zusätzlichen Unterbrechungen der Lieferketten mehr als wett gemacht wird.

Der Nachfrageeinbruch wird laut Allianz Trade dazu führen, dass das Exportvolumen nach Russland und die EU-Länder um insgesamt 480 Milliarden US-Dollar sinkt (ungefähr gleichmäßig verteilt auf die beiden Regionen). Unternehmen in Osteuropa werden davon am meisten betroffen sein. Für Deutschland wird ein Verlust von bis zu 0,6 Prozent des BIP erwartet (21 Milliarden US-Dollar).

Unter den Sektoren sind vor allem Energie, Metalle und die Landwirtschaft betroffen. Während es bei Energie und landwirtschaftlichen Produkten möglich ist, auf andere Produzenten auszuweichen, könnte es in bei den Metallen kritisch werden. Da viele Industrieprozesse genau auf einen bestimmten Lieferanten eingestellt sind, könnte es schwierig werden, diese kurzfristig umzustellen.

Während der Ukraine-Krieg für Europa ein großes Risiko darstellt, ist für die globalen Lieferketten der neue Corona-Ausbruch in China ein deutlich größeres Problem. Der erneute „Flaschenhals“ durch die Schließungen und Restriktionen kommt zu einer Zeit, in der die Schiffsindustrie noch immer fragil ist. Obwohl die Situation nicht mehr so schlimm werden dürfte wie in den Hochzeiten 2021, erwarten die Experten, dass die Wartezeiten im kompletten Jahr über dem Vorkrisenniveau liegen werden und Anfang 2023 sogar noch etwas anziehen.

Den kompletten Report finden Sie hier (auf englisch).