Die Probleme der Automobilindustrie – vor allem der kleinen und mittelständischen Zulieferer ­– werden oft thematisiert. Wie Atradius nun berichtet, ist ein Teil der Probleme jedoch hausgemacht. So nutze die Branche die aktuell gute Liquiditätslage kaum, um sich auf die zunehmende Nachfrage nach Elektroautos umzustellen.

So sieht der Kreditversicherer in seiner aktuellen Analyse „nur wenige Transformationsinitiativen“ seitens der kleinen mittleren Anbieter. Und das, obwohl der Automotive-Bereich in den nächsten fünf Jahren derjenige mit den stärksten Transformationsprozessen sein werde. Die Corona-Hilfen haben den Unternehmen zwar viel Liquidität verschafft, bei den KMU habe es aber kaum Kapazitäten gegeben, um diese Mittel zu nutzen.

Atradius reagiert und setzt die Bewertung der Branche von „mittelmäßig“ auf „schwach“ herab. Denn nicht nur die fehlenden Investitionen machen den Zulieferern zu schaffen, aktuell leidet die Branche vor allem unter der Chipkrise, Lieferkettenengpässen sowie steigenden Material- und Energiepreisen. Der Kreditversicherer erwartet in den nächsten Jahren daher „erheblich mehr Insolvenzen“. Dadurch steigt auch das Risiko von Forderungsausfällen.

Besonders betroffen sind Zulieferer, die sich auf Produkte für Kleinwagen spezialisiert haben: Durch die Engpässe fokussieren sich die Hersteller auf margenstärkere Autos wie Limousinen und SUVs, so dass die Herstellung von Kleinwagen aktuell das Nachsehen hat. Der schlechte Ausblick betrifft zudem nicht nur Lieferanten von deutschen Automobilherstellern, kritisch sei die Lage etwa auch in Polen, Frankreich, Italien oder im Vereinigten Königreich.

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