Dass die Corona-Krise die Liquiditätssituation in vielen Unternehmen verschärft, war zu erwarten. Doch das Ausmaß ist enorm. Atradius hat untersucht, wie die Lage in Osteuropa ist und herausgefunden: Jede zweite osteuropäische Firma steckt in Liquiditätsnöten.

In Bulgarien, Polen, Rumänien, der Slowakei, der Tschechischen Republik, der Türkei und Ungarn werden immer mehr Rechnungen nicht bezahlt. Wie der Kreditversicherer berichtet, musste Unternehmen in diesen Ländern seit März sechs Prozent ihrer Forderungen als uneinbringlich abschreiben. Im Jahr zuvor waren es gerade einmal ein Prozent.

Zudem werden die Forderungen, die beglichen werden, oft zu spät gezahlt. In Osteuropa wurden nach Beginn des ersten Lockdowns 45 Prozent der Außenstände erst nach dem Fälligkeitstermin bezahlt. Auch hier ist der Anteil stark gestiegen: Im Vorjahreszeitraum waren es noch 24 Prozent des Gesamtumsatzes.

Unbezahlte Rechnungen treffen auf sinkende Umsätze

Für viele Firmen hat das gravierende Auswirkungen auf ihre Liquiditätssituation: 51 Prozent der Befragten gaben an, seit Ausbruch der Pandemie unter ernsthaften Liquiditätsengpässen zu leiden. Dazu trägt natürlich auch bei, dass die Umsätze vielerorts zurückgegangen sind. 59 Prozent der befragten Firmen leiden nach eigenen Angaben unter erheblichen Umsatzeinbußen.

Diese Liquiditätsengpässe können das Insolvenzrisiko rasch steigen lassen – und das wiederum erhöht die Zahl der ausfallenden Forderungen. Für dieses Jahr sieht Atradius daher auch keine Verbesserung der Situation: Im kommenden Jahr werde das Forderungsrisiko aufgrund zunehmender Insolvenzzahlen noch größer sein, heißt es in einer Mitteilung.

Die Situation wird dadurch etwas entschärft, dass viele osteuropäische Firmen ihre Forderungen abgesichert haben: 57 Prozent der Befragten gaben an, dass sie während der Pandemie auf eine Absicherung ihrer Außenstände mithilfe einer Kreditversicherung gesetzt haben.
Mehr zum Atradius-Zahlungsmoralbarometer finden Sie hier.