In einem kürzlich veröffentlichten Artikel geht die europäische Kreditversicherungsgruppe Credendo auf die Auswirkungskanäle und Ausgleichsfaktoren von Klimawandel und dem damit zusammenhängenden Anstieg von Naturkatastrophen ein, der nun in die Länderanalyse von Credendo mit einbezogen wird.

Aufgrund des fortschreitenden Klimawandels haben immer wieder Länder mit schweren Naturkatastrophen zu kämpfen, die meist einen hohen menschlichen, wirtschaftlichen und sozialen Preis fordern. Meist sind es die kleineren Länder, wie die Pazifik- und Karibikinseln, die regelmäßig von Hurricanes und Zyklonen getroffen werden und zudem mit dem steigenden Meeresspiegel zu kämpfen haben. In größeren Ländern hingegen treten Naturkatastrophen tendenziell eher lokal auf und haben dementsprechend nur geringe negative Effekte auf die wirtschaftliche Stabilität. Allerdings kommt es in Regionen wie Lateinamerika, Australasien und Subsahara-Afrika zu einem Anstieg von Dürren, deren Intensität ebenso zunimmt. Zwar haben diese im Vergleich zu Hurricanes nur geringe kurzfristige Auswirkungen; langfristig jedoch sind die wirtschaftlichen Folgen nicht zu unterschätzen. Besonders Sektoren wie die Landwirtschaft als auch Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe haben hierunter zu leiden. In anderen Sektoren sind die Folgen deutlich geringer.

Da Dürren wesentlich häufiger auftreten als Hurricanes oder Zyklone – und davon insbesondere der Agrarsektor betroffen ist – haben besonders die Entwicklungsländer mit einem geringen wirtschaftlichen Diversifizierungsgrad unter dem Klimawandel zu leiden. Diese Länder sind in besonderem Maße von Rohstoffen wie landwirtschaftlichen Erzeugnissen, Metalle, Öl und Gas abhängig.  Daher haben es diese Länder besonders schwer, wenn regelmäßig ihr Wirtschaftswachstum gebremst ist, was einen stark negativen Effekt auf das Wirtschaftswachstum hat. Meist werden die schweren Dürren noch von verheerenden Überschwemmungen gefolgt, die teils enorm große Schäden anrichten.

Hierdurch wird die öffentliche Finanzlage geschwächt, da die auf eine Naturkatastrophe folgenden erhöhten Staatskosten (um zerstörte Regionen aufzubauen oder um Hilfeleistungen tätigen zu können) in Kombination mit der zusätzlichen Belastung von Staatsunternehmen stark im Kontrast zu sinkenden Steuereinnahmen stehen. Auch haben die Rohstoffpreisschwankungen einen großen negativen Effekt auf den Staatshaushalt der betroffenen Länder. Zudem können Naturkatastrophen die Investitions-Prioritäten der Regierungen verschieben und diese aufgrund erhöhter Schuldenlast zur Monetarisierung des Haushaltsdefizits verleiten, was wiederum eine Steigerung der Inflationsrate zur Folge hätte und meist Defizite im Gesundheits- und Bildungssektor mit sich bringt. Als weitere Faktoren gelten zudem die gesunkenen Exportkapazitäten aufgrund geschwächter Agrarsektoren, die mit einem starken Anstieg von Importen einhergehen (besonders Agrar- und Investitionsgüter) und zu einem starken Anstieg von Kosten führen.