Das Risiko von Zahlungsverzögerungen und –ausfällen in der Türkei ist laut einer Atradius-Analyse seit Anfang des Jahres noch einmal gestiegen. Hohe Unsicherheiten gibt es vor allem in der Bauwirtschaft und dem Handel, sowie bei Unternehmen der Automobil- und Elektronikbranche, und Herstellern von Kunststoffen und Metall.

Durch die Schwäche der Lira war der Türkei in eine Rezession gerutscht. Zwar hat sich die Währung seit Jahresanfang kräftig erholt, doch Unsicherheiten wie der Handelsstreit zwischen den USA und China oder die Gewinnwarnungen deutscher Unternehmen treiben Investoren in sicherere Länder.

Atradius geht davon aus, dass die wirtschaftliche Erholung daher nur eine Momentaufnahme gewesen sei und die Wirtschaft dieses Jahr gegenüber dem Vorjahr schrumpfen wird. Dafür spricht auch die Situation im Land: die hohe Arbeitslosigkeit, die Auslandsverschuldung der Unternehmen oder die politischen Unsicherheiten.

Einige Branchen haben dabei besonders zu kämpfen, weshalb Zahlungsausfälle hier besonders wahrscheinlich sind. So leiden Baufirmen und Anbieter von Baumaterialien unter dem Überangebot im türkischen Markt und steigenden Materialkosten.

Auch die Mode- und Textilbranche muss mit Überkapazitäten zurechtkommen. Eine geringe Eigenkapitalausstattung, sinkende Inlands- und Exportnachfrage sowie der Wettbewerb im Fernen Osten sorgen zudem für Liquiditätsengpässe.

In der Automobilbranche sind die Produktion im Fahrzeug- und Ersatzteilbereich rückläufig. Die schwache Inlandsnachfrage, die hohe Inflation und erhöhte Steuern sorgen für einen Rückgang auf dem Inlandsmarkt. Hohe Risiken bestehen außerdem bei Geschäften mit Unternehmen aus dem Kunststoff- und Metallsektor sowie der Informations- und Kommunikationsbranche.

Eine baldige Besserung ist nicht in Sicht. Atradius rechnet damit, dass sich die Lage frühestens 2020 wieder entspannt.

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