Ostafrika ist eine Region mit großem Potenzial für die Wirtschaftsentwicklung. Doch hohe Infrastrukturinvestitionen lassen die Staats- und Auslandsverschuldung steigen. Das könnte das Wirtschaftswachstum auf lange Sicht beeinträchtigen.

Ein aktueller Bericht der Credendo Group zeigt: Die Staats- und Auslandsverschuldung südlich der Sahara ist auf dem höchsten Stand seit dem Schuldenerlass. Vor allem Äthiopien und Dschibuti seien stark überschuldungsgefährdet. Dschibuti will sich zu einem Logistik- und Handelszentrum für die gesamte Region Ostafrika entwickeln. Dafür werden neue Tiefseehäfen gebaut und bestehende Häfen erweitert. Zudem wurden in Kooperation mit Äthiopien eine Eisenbahnstrecke und eine Wasserpipeline gebaut, die beide Länder miteinander  verbinden. In Ägypten wurden zusätzlich die nationalen Schienennetze erweitert.

Doch nicht nur in diesen beiden Ländern, auch in Tansania, Ruanda, Kenia und Uganda sind Infrastrukturinvestitionen ein wesentlicher Teil der Entwicklungsstrategie. Das hat zunächst einen durchaus positiven Effekt: In Ostafrika ist die Wirtschaft seit 2010 durchschnittlich um mehr als 4 Prozent gewachsen und dürfte sich auch 2018 robust entwickeln. Die Kehrseite: Noch stärker als das BIP ist die Verschuldung gestiegen.

Die Großprojekte haben auch Auswirkung auf die Staatshaushalte. Dies gilt laut Credendo besonders für Dschibuti, wo die nach 2014 getätigten Investitionen zu einem Haushaltsdefizit von 22 Prozent des BIP im Jahr 2015 geführt haben. Während das Verhältnis der Staatsverschuldung zum BIP Ende 2013 noch bei 51 Prozent lag, wird es aktuell auf rund 90 Prozent geschätzt.

Die Leitungsbilanzdefizite steigen ebenfalls. Die Projekte ziehen eine große Nachfrage nach Baumaterial und Investitionsgütern nach sich. Gleichzeitig zeigt sich das Exportwachstum schwächer als erwartet. Das hat zu einem großen Leistungsbilanzdefizit geführt. Das zeigt sich in Dschibuti wieder besonders ausgeprägt, doch auch Ruanda und Äthiopien haben darunter zu leiden. In allen von Credendo betrachteten Ländern reichen die ausländischen Direktinvestitionen nicht aus, um das Leistungsbilanzdefizit abzudecken, was bedeutet, dass die Staaten für die Finanzierung des Defizits in hohem Maße auf Auslandskredite angewiesen sind. Infolgedessen ist die Auslandsverschuldung in allen sechs Ländern gestiegen.

Durch die hohe Auslandsverschuldung sind die Staaten Wechselkursschwankungen ausgesetzt. Die Situation könnte auch prekär werden, wenn Risikobereitschaft der Anleger in Bezug auf Schwellenländer plötzlich abnimmt – und das etwa zu einem Kapitalabfluss führt. Außerdem besteht das Risiko finanzpolitischer Fehlentwicklungen und somit eines stärkeren Schuldenanstiegs. Dies trifft angesichts der aktuellen politischen Lage insbesondere auf Äthiopien und Kenia zu.

So kommt der Kreditversicherer auch auf recht negative Bewertungen des Länderrisikos: In Dschibuti stuft er das mittel- bis langfristige politische Risiko in Kategorie7 ein. Äthiopien und Ruanda in Kategorie 6 eingestuft und auch Kenia wurde im Oktober 2017 in Kategorie 6 herabgestuft, da  Staatsverschuldung und Schuldendienstquote gestiegen sind und sich die Haushaltslage verschlechtert hat. Tansania landet in der etwas besseren Kategorie 5. Uganda sei eine Ausnahme unter den Ländern Ostafrikas, da die Aussicht auf erhebliche Öleinnahmen besteht und sich dann die Auslandsverschuldung verringern dürfte.

Diesen und weitere Berichte zum Länderrisiko finden Sie auf der Homepage von Credendo.