Euler Hermes hat das Rating für die Kaufhauskette Galeria Kaufhof gesenkt. Nach Informationen des Branchendiensts „TextilWirtschaft“ hat der Kreditversicherer die Kreditlinie für Lieferanten um rund 80 Prozent reduziert. Euler Hermes scheint Zweifel an der Zahlungsfähigkeit des Traditionsunternehmens zu haben. Für Kaufhof-Lieferanten bedeutet dies, dass es nun riskanter wird, an die Handelskette zu liefern.

Für Kaufhof ist das ein gravierender Schritt. Erst vor zwei Jahren hat die Hudson’s Bay Company (HBC) Kaufhof für 2,8 Milliarden Euro gekauft. Die Kanadier hatten große Pläne: Mit einer Milliarde Euro sollten die Läden aufgewertet und das Online-Geschäft ausgebaut werden.

Nun droht ohne die Garantien der Warenstrom in der ganzen Lieferkette zu versiegen. GFL-Geschäftsführer Marcus Sarafin weiß, wie kritisch das für Kaufhof werden kann. „Die Einzelhändler müssen nun auf eigenes Risiko liefern, da trotz Restlimite der Offene-Posten-Bestand abgebaut werden muss. Die Finanzierung aus Factoring wird für die Lieferanten ab sofort eingestellt.“

Die Entscheidung eines Kreditversicherers, die Limite quasi über Nacht – hier mit ein paar Tagen Vorlauf – zu streichen, überrasche auch immer wieder Mittelständler. Die Konsequenzen sind dramatisch und können im schlimmsten Fall bis zur Insolvenz führen. Umso wichtiger sei eine gute Finanzkommunikation mit den Kreditversicherern, so Sarafin. Auch bei nicht-kündbaren Limits ist so ein Fall nicht möglich. Spannend bleibt nun, ob die Kreditversicherer Atradius und Coface nachziehen. Das würde die Situation nochmals deutlich verschärfen.

Bei HBC beschwichtigte man nach Bekanntgabe der Limitreduzierung: Die Lieferanten könnten beruhigt sein, hieß es in einer Mitteilung. Dem kanadischen Warenhauskonzern stehe eine globale Kreditlinie von 2,25 Milliarden US-Dollar zur Verfügung. Wie die Süddeutsche Zeitung schreibt, sei allerdings nur ein kleiner Teil von 300 Millionen Euro für Deutschland bestimmt – und der soll bereits zur Hälfte aufgebraucht sein.

Gegenwind gab es auch aus den Reihen der Aktionäre: Jonathan Litt, einer der einflussreichsten HBC-Aktionäre, forderte eine Absetzung des Vorstands, der für den Kauf von Galeria Kaufhof verantwortlich war. Zudem plädierte er für einen Verkauf von Kaufhof.

Nun wurde zudem bekannt, dass ein Bankenkonsortium die Kredite überprüft, mit denen HBC 2015 die Übernahme finanziert hat. Ein Sprecher des Konzerns sagte gegenüber RP Online, dass dies lediglich Routine sei und man alle Anforderungen der Banken erfülle.

Dennoch könnte die Prüfung unangenehm für Kaufhof werden. Das Konsortium der Landesbanken LBBW, Helaba, HSH und der Ergo-Versicherung prüft auch, ob HBC die in einem Kreditvertrag gemachten Zusagen einhält. Die Banken hatten 2015 den Ankauf der Kaufhof-Immobilien mit 1,34 Milliarden Euro finanziert. Dabei steht auch die Geschäftsentwicklung auf dem Prüfstand. Zwar hatte HBC den Banken bei der Übernahme Gewinne versprochen, tatsächlich ist Kaufhof aber in die roten Zahlen gerutscht. Die Gespräche des Krisenkonsortiums könnten zur Kündigung des Darlehensvertrags führen.