Der Kreditversicherer Atradius hat in seinem Newsletter vom 12.12.2013 den Atradius „MarktMonitor Lebensmittelindustrie Dezember 2013“ veröffentlicht. Hier untersucht der Kreditversicherer die vergangene Entwicklung, die aktuelle Situation und die Prognose der Lebensmittelbranche in den einzelnen Ländern. Insgesamt kann man sagen, dass die Lebensmittelbranche in vielen Ländern mit einigen Problemen zu kämpfen hat.

In Belgien stieg der Umsatz der Lebensmittelindustrie auf 46,6 Mrd. €, dank des zunehmenden Exportgeschäftes (+1,9%). Der Export gewinnt an Bedeutung, da die Inlandsnachfrage nachlässt. Belgien exportiert vor allem in Länder innerhalb der EU, Hauptabnehmer sind die Nachbarländer Niederlande, Frankreich und Deutschland. Die Exporte nahmen insgesamt um 5% zu und trugen 52% zum Gesamtumsatz bei. Die wichtigsten Teilsektoren der belgischen Lebensmittelbranche sind unter anderem die Fleisch-und Milchverarbeitung sowie die Schokoladenherstellung.

Allerdings leidet die Branche unter einer deutlichen Verlangsamung des Umsatzwachstums im Jahr 2012. Sorge bereitet dabei vor allem die schlechte Inlandsnachfrage. Atradius registriert hier viele Zahlungsausfälle und rechnet für das Jahr 2013 mit einer Zunahme der Insolvenzen um 9%.

In Brasilien nahm der private Konsum nur um 1,9% zu. Trotzdem konnten in der Lebensmittelbranche robuste Umsatzzuwächse verzeichnet werden, was auch daran liegt, dass die Produktionskosten weiterhin moderat sind. Als Problem stellt sich hier die hohe Inflation dar. Der Fleischexport ist gut, allerdings bereiten hier die um 60% gestiegenen Kühlkosten Probleme. Allerdings hat die Regierung schon Subventionen und Kredite angekündigt. Der Obstexport stieg in den letzten drei Jahrzehnten um 24%. Gleichzeitig ging aufgrund von Optimierungen die Produktionsfläche zurück. Im Jahr 2012 hat Brasilien 693.000 Tonnen Obst im Wert von 619 Mio. USD exportiert. Atradius prognostiziert ein Wachstum des Einzelhandels um 26,1% auf 143,3 Mrd. USD bis zum Jahr 2017. Alles in allem ist das Zahlungsverhalten gut, und sowohl die Zahlungsverzögerungen als auch die Insolvenzen bewegen sich auf einem stabilen Niveau.

In Frankreich stiegen die Umsätze im Jahr 2012 um 2,3% auf 160,9 Mrd. €. Die Lebensmittelbranche profitiert weiterhin von ihrem guten Ruf. Allerdings stellt Atradius fest, dass sich die Marktlage hier verschlechtert. Als Gründe nennt sie die schwankenden Rohstoffpreise, die angespannte Beziehung zwischen den Lebensmittelherstellern und den Einzelhandelsketten, die sinkenden Konsumausgaben der Bevölkerung aufgrund steigender Arbeitslosigkeit und die Steuererhöhung bei der Getränkeherstellung. Das erklärt, warum das Produktionsvolumen 2012 lediglich um 0,3% gestiegen ist, und 3900 Arbeitsplätze verloren gegangen sind. Die schrumpfenden Margen hemmen die Investitionsfähigkeit, was wiederum schlecht für die Wettbewerbsfähigkeit ist. Atradius zeigt auf, dass hier Umstrukturierungs-und Konzentrationsprozesse nötig sind, um diese Probleme zu beheben.

Auch der niederländische Markt leidet unter einer schwachen heimischen Nachfrage. Das Verbrauchervertrauen ist gering, was an der hohen Arbeitslosigkeit und den staatlichen Sparmaßnahmen liegt. Der Umsatz der Lebensmittelbranche lag 2012 bei 56,6 Mrd. €. Auffällig hier, dass der Online-Handel immer mehr an Bedeutung gewinnt. Die drei größten Einkaufsgenossenschaften haben 80% Marktanteil. Atradius rechnet hier für 2013 mit einem Anstieg der Umsätze um 2,8% und 2014 um 2%, wobei diese Umsätze auf einer Preiserhöhung beruhen werden. Alles in allem ist die Situation in den Niederlanden gut, die Zahlungsverzögerungen und die Insolvenzen sind stabil, wobei kein Anstieg zu erwarten ist. Lediglich im Teilbereich der Fleischindustrie mahnt der Kreditversicherer zur Vorsicht.

In Spanien erweist sich die Lebensmittelbranche als wichtige Stütze der Wirtschaft. Seit 1990 hat sie ihr Exportgeschäft stetig ausgebaut. Die Lebensmittelproduktion erreichte 2012 einen Wert von 96,3 Mrd. €, damit trug sie 7,5% zum BIP bei. In dieser Branche sind ca. eine halbe Millionen Arbeitsplätze vergeben, und es herrscht eine deutlich geringere Arbeitslosenquote als in der restlichen Wirtschaft. Das Exportgeschäft stieg um 9,4% auf 22 Mrd. €, wodurch 3 Mrd. € Handelsbilanzüberschuss erwirtschaftet werden konnten. Die spanische Lebensmittelbranche ist überdurchschnittlich gut wettbewerbsfähig. Als Problem erweist sich auch hier der heimische Markt. Die geringe Kaufkraft und der Anstieg der Mehrwertsteuer im 2012 führten zu einer Abnahme des Konsums. Sowohl der Konsum als auch der Umsatz gingen 2012 um 2,7% gegenüber 2011 zurück. Auch hier zeigt der Kreditversicherer auf, dass strategische Maßnahmen notwendig sind.

In den USA nimmt der Anbau von Bio-Produkten deutlich zu. Dies liegt am steigenden Gesundheitsbewusstsein, Umweltschutz, Lebensmittelsicherheit und dem Tierschutz. Dies erklärt auch, warum der Gemüseanbau deutlich zunimmt. Der Anbau von Gemüse in Gewächshäusern stellt ein Massengeschäft mit geringen Produktionsschwankungen dar. Allerdings leidet unter dieser Entwicklung der traditionelle Anbau. Auffällig ist, dass während der Wirtschaftskrise der Markt der Bioprodukte deutlich stärker als der gesamte restliche Lebensmittelmarkt wuchs (2009: +5%). Die landwirtschaftlichen Gewinne befinden sich derzeit auf einem Höchststand. Der Fleischexport boomt, die Produktion von Rind und Geflügel nahm in den letzten 10 Jahren um 10%. Der Lebensmittelhandel erwirtschaftet insgesamt einen Umsatz von 109 Mrd. USD. Das Problem stellen die steigenden Lebensmittelpreise und die rückläufige Zahl der Restaurantbesuche dar. Diese Faktoren bremsen die Entwicklung der Branche. Im Jahr 2013 rechnet Atradius mit einem Anstieg der Lebensmittelpreise um 1,5%-2,5% und im Jahr 2014 um 2,5%-3,5%. Weiterhin wird ein moderater Anstieg von Zahlungsverzögerungen und Insolvenzen beobachtet, wobei sich diese im Jahr 2014 stabilisieren sollen.

Lesen Sie hier den gesamten MarktMonitor zur Lebensmittelindustrie: http://www.atradius.de/images/stories/publications/MarktMonitor/Atradius_MarktMonitor_Dez2013_Lebensmittelindustrie.pdf