Die vier häufigsten Vorurteile über Factoring (und warum sie nicht stimmen)
Factoring ist teuer, wird nur von Unternehmen mit finanzieller Schieflage genutzt und verschlechtert die Geschäftsbeziehung zum Kunden. Das sind nur einige der Vorurteile, die GFL-Vertriebsmitarbeiter Samuel Weihs immer wieder zu hören bekommt. Warum an ihnen nichts dran ist, erklärt er hier anhand von Beispielen aus der täglichen Praxis.
Erstes Vorurteil: „Factoring ist nur für Unternehmen, die sich in der Krise befinden“
Dass der Forderungsverkauf nur von Unternehmen in finanzieller Schieflage genutzt wird, ist falsch. Factoring ist ein Instrument zur Absatzfinanzierung, welches für sofortige Liquidität sorgt. Es verbessert die Bonität sowie die Bilanz und kann Unternehmen insbesondere als Wachstumsfinanzierung dienen.
So erst kürzlich bei einem unserer Kunden: Dessen finanzielle Mittel steckten in seinen Lieferungen fest. Das Unternehmen stand kerngesund da, wartete aufgrund immer länger werdender Zahlungsziele aber teilweise bis zu drei Monate auf sein Geld. Dadurch fehlte es an der nötigen Liquidität, um zwei große Aufträge annehmen zu können. Durch Factoring konnten wir hier schnell Abhilfe schaffen, das Unternehmen konnte sich im Wettbewerb behaupten und Marktanteile gewinnen.
An dem Beispiel sieht man gut: Auch eine Umsatzsteigerung muss finanziert werden. Daher beschäftigen sich besonders Unternehmen mit Factoring, die wachsen wollen. Der große Vorteil gegenüber dem klassischen Kredit: Beim Factoring handelt es sich um eine umsatzkongruente Finanzierung, bei der der Finanzierungsrahmen flexibel mitwachsen kann. Ein deutlicher Mehrwert gegenüber der starren Banklinie.
Zweites Vorurteil: „Factoring ist gleich Inkasso“
Je nach Factoring-Art kann das Inkasso zwar integriert sein, macht aber immer nur einen kleinen Teil des Factorings aus. So gehören beispielsweise beim Full-Service-Factoring auch die Debitorenbuchhaltung, das Mahn- und Inkassowesen dazu. Allerdings stellt dies etwa neben der Bereitstellung sofortiger Liquidität, der Forderungsabsicherung, dem Forderungsmanagement oder der Bonitätsprüfung nur einen Teil der Angebotspalette dar.
Für manche Unternehmen bietet die Übernahme des Inkassos jedoch einen großen Mehrwert. Einer unserer Kunden, ein kleineres mittelständisches Unternehmen, profitiert sehr von diesem Service: Im Rahmen des Full-Service-Pakets übernimmt der Factor die Mahnungsinterwalle sowie Mahnschreiben 1:1. Dadurch werden Ressourcen beim Personal freigesetzt, die nun effektiver genutzt werden können. Da das Personal unregelmäßig das Mahnwesen und die Bedingungen der Warenkreditversicherung umsetzen musste, war hier jedes Mal Verunsicherung und ein großer Stressfaktor gegeben. Durch den Factor konnte hier ebenfalls Abhilfe geschaffen werden.
Factoring und Inkasso sind also zwei verschiedene Themen, die sich jedoch, je nach Factoring-Verfahren, berühren. Das Inkasso zielt darauf ab, überfällige Forderungen einzutreiben; das Factoring hat das Ziel, nur die Bevorschussung von Forderungen und die damit einhergehende Liquiditätsoptimierung zu erreichen. Sofern das o.g. Factoring-Verfahren gewählt wurde, ist das Inkasso integriert. Hier übernimmt entweder der Factor selbst das Inkasso oder gibt es an ein externes Inkasso-Unternehmen ab.
Drittes Vorurteil: „Factoring verschlechtert die Geschäftsbeziehungen zwischen Unternehmen und Kunden“
Der Factor kann sogar positiv auf die Beziehung zwischen Unternehmen und deren Kunden Einfluss ausüben. Insbesondere in diesen Zeiten geraten viele Unternehmen unter Druck, da die Zahlungsziele verlängert werden, sodass vom Einkauf über die Produktion bis hin zum tatsächlichen Eingang der fälligen Rechnung 30, 60, 90 und noch mehr Tage vergehen können. Durch den Factor erhält das Unternehmen sofort das Geld und es können entspannt längere Zahlungsziele vereinbart werden.
Der Kunde zahlt auf das Konto des Factors mit dem vereinbarten Zahlungsziel. Sollte die Zahlung überfällig werden, greift das bekannte Mahnwesen. Der Mahnrhythmus wird zuvor vom Factor mit dem Factoring-Kunden abgestimmt, auch der Inhalt der Mahnung ist meist wie gehabt.
Gerade in diesen wirtschaftlichen Zeiten tut es den Lieferanten und Kunden gut, etwas Entspannung mit dem Hebel der längeren Zahlungsziele zu vereinbaren. Wir haben schon erlebt, dass den Lieferanten dadurch mehr finanzielle Mittel zur Verfügung stehen und das Geschäft für unsere Kunden mit diesen Lieferanten sogar ausgeweitet wird.
Viertes Vorurteil: „Factoring ist teuer“
Ein Vorurteil, das wir häufig zu hören bekommen: Factoring können sich nur große Unternehmen leisten. Natürlich entstehen Gebühren und Zinsen. Aber es ist von entscheidender Bedeutung sich die Rechnung bis zum Schluss anzuschauen.
Abgesehen davon, dass ggf. Kunden gehalten, Zahlungsziele erweitert und dadurch Aufträge sogar vergrößert werden können, gilt hier mit einzuberechnen, dass auch Einkaufsvorteile wie Boni und Skonti genutzt werden können. Es können (insbesondere bei kleineren Unternehmen) personelle Ressourcen in der Buchhaltung gespart werden (neben Zeit, Nerven und Drucksituationen). Außerdem sollten die Finanzierungskosten bei der Hausbank gegenübergestellt werden plus ggf. die jährlichen Forderungsausfälle, die im Factoring abgesichert sind.
Wir beobachten immer wieder, dass Kunden durch den Effekt des Skontos Summen einsparen, die er selbst nicht für möglich halten. Bei manchen ist die Marge im Nachgang deutlich höher, als mit den Geschäftsabläufen vor dem Factoring.
Fazit:
Factoring ist heutzutage wichtiger denn je. Aufgrund vieler Rückmeldungen unserer Kunden stellen wir fest, dass die Banken sich derzeit sehr schwertun, Umsatzwachstum zu finanzieren und zu unterstützen. Noch schwieriger ist es, wenn Unternehmen in Liquiditätsengpässen stecken und auf Unterstützung der Hausbank hoffen. Factoring ist ein weiterer Baustein, der Unternehmen hilft, sich breiter und unabhängiger aufzustellen, um nach vorne zu gehen.
Factoring hat sich hin zu einem elementar wichtigen Finanzierungsvehikel entwickelt. Dass über dieses wertvolle Werkzeug noch nicht genug Wissen vorhanden ist, bzw. viele Teilwahrheiten sich hartnäckig am Markt festsetzen, ist nachvollziehbar.
Deshalb ist es wichtig, individuell prüfen zu lassen, ob sich Factoring für das eigene Unternehmen lohnt. Für viele Unternehmen liegen hier große Potenziale, um sich im eigenen Markt zu etablieren und Vorteile gegenüber anderen Marktteilnehmern zu verschaffen.