Nachdem die Lockerungen nach der Corona-Krise nur ein schwaches Wachstum nach sich gezogen haben, zeigt die chinesische Wirtschaft nun endlich die ersten Zeichen einer leichten Verbesserung. Wie eine Analyse der Credendo Group zeigt, wird diese Erholung aber wohl nur kurzfristig sein – zu groß sind die negativen Faktoren wie eine hohe Verschuldung, eine geringe Produktivität oder die geopolitischen Spannungen.

In diesem Jahr könnte es für die chinesische Wirtschaft endlich etwas bergauf gehen: Die Erwartungen ans BIP-Wachstum liegen dieses Jahr immer noch bei etwa fünf Prozent. Doch Credendo warnt, dass das Wachstum 2024 von vielen Risiken wieder nach unten gezogen werden könnte. So ist die Immobilienkrise immer noch nicht vorbei, was das Konsumentenvertrauen erschüttert. Zudem liegt die Jugendarbeitslosigkeit immer noch bei mehr als 20 Prozent. Beijing muss außerdem mit einer extrem hohen Verschuldung zurechtkommen, die bei mehr als 300 Prozent des BIP liegt.

Regierung in Aktion: Maßnahmen zur wirtschaftlichen Stabilisierung

Um die Wirtschaft anzukurbeln und eine Deflationsfalle zu verhindern, setzt die Regierung eine breite Palette an kleinen Stimuli ein. Diese Unterstützung erfolgt in Form von geld- und steuerpolitischen Anreizen, insbesondere für den Immobilien- und Haushaltssektor. In letzter Zeit wurden Maßnahmen ergriffen, wie die Senkung des Mindestreservesatzes der Banken, Zinssenkungen für Wohnungsbaudarlehen, Steuererleichterungen für Familien und die Stützung des Renminbi (RMB), der aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten, US-Wirtschaftssanktionen und Risikoabbau in globalen Lieferketten unter Druck geraten ist. Der RMB hat in diesem Jahr an Wert verloren, was zu einem starken Abwertungsdruck führte. Die Zentralbank bemüht sich jedoch, diese Abwertung einzudämmen.

Auch die chinesischen Exporte sind aufgrund schwächerer weltweiter Nachfrage, geringeren Handelsaktivitäten und geopolitischer Spannungen zurückgegangen, obwohl einige Sektoren wie Elektroautos und Hochtechnologie weiterhin gefragt sind. Die kurzfristigen Aussichten sind negativ und werden sich in den nächsten Monaten voraussichtlich nicht wesentlich verbessern. Die Erholung des Vertrauens von Verbrauchern und Unternehmen ist entscheidend, da die Inlandsnachfrage als Motor für Wachstum und öffentliche Investitionen dienen muss.

China bleibt auf Abschwungspfad

Das BIP-Wachstum wird in diesem Jahr auf etwa 5 Prozent geschätzt, aber in den kommenden Jahren wird es voraussichtlich abnehmen, und die chinesische Wirtschaft wird sich auf einem Abschwungspfad befinden, wie seit 2011. Mittelfristig soll das Wachstum demnach bei höchstens 3 bis 4 Prozent liegen.

Trotz Chinas wirtschaftlicher und finanzieller Stärke sowie seines globalen Netzwerks stehen zahlreiche negative Faktoren wie hohe Verschuldung, eine alternde Bevölkerung, geringe Produktivität, geopolitische Spannungen, Klimawandel, politische Einmischung in die Wirtschaft und die Priorität der kommunistischen Partei für nationale Sicherheit einer positiven Entwicklung entgegen. In diesem schwierigen, aber sich allmählich stabilisierenden wirtschaftlichen Umfeld bleibt das Credendo-Rating für das kurzfristige politische Risiko Chinas (1/7) und das Geschäftsumfeldrisiko (D/G) erstmal unverändert.