Hunderte Frachter stehen vor dem Panamakanal im Stau – mit weitreichenden Auswirkungen auf den Welthandel. Dabei steckt dieser ohnehin in einer anhaltenden Rezession. So deuten aktuelle Zahlen auf eine zunehmende Verlangsamung hin.

Neun bis elf Tage müssen die Schiffe aktuell aufgrund der Dürre vor dem Panamakanal warten. Zuletzt war aufgrund der Trockenheit die Zahl der täglichen Durchfahrten bereits von 38 auf 32 gedrosselt worden. Für die globalen Lieferketten bedeutet das Stress und steigende Preise: Etwa sechs Prozent des Welthandels wird durch diesen Kanal abgewickelt.

Laut einer Analyse des Kreditversicherers Allianz Trade trifft das einen Warenhandel, der ohnehin in einer anhaltenden Rezession steckt. Nach -1,9 Prozent im letzten Quartal 2022 und -0,7 Prozent im ersten Quartal diesen Jahres zeigte sich der Welthandel auch im April mit -1,4 Prozent verhalten.

Laut Zahlen des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) hat sich der Welthandel auch im Juli weiter eingetrübt. Im Vergleich zum Juni weist der Kiel Trade Indicator ein Minus von 1,6 Prozent aus.

In China – das als Motor des Welthandels gilt – sind die Exporte laut Allianz Trade im Juni um -12,4 Prozent eingebrochen; der stärkste Rückgang seit Beginn der Pandemie. Und auch andere asiatische Märkte kämpfen mit Exporteinbrüchen: In Taiwan waren es im Juni -23 Prozent, in Vietnam -11 Prozent und in Südkorea -6 Prozent. Allianz deutet das als Indikator für eine zunehmende Verlangsamung des Welthandels, die auf die geringere Konsumnachfrage der Verbraucher und eine geringere Investitionsbereitschaft der Unternehmen zurückzuführen sei.

Doch auch hierzulande sind die Zahlen nicht rosig. In der EU sind die Exporte im Juli um 1,6 Prozent zurückgegangen, die Importe um 1,5 Prozent. Und auch in Deutschland liegt der Kiel Trade Indicator mit -0,4 Prozent bei den Exporten und -1,6 Prozent bei den Importen im roten Bereich.

Allianz Trade rechnet damit, dass dieser Trend auch in den nächsten Monaten anhalten wird und geht von einem Minus von 0,9 Prozent für den Welthandel in 2023 aus. Die Talsohle könnte allerdings im Frühherbst durchschritten sein. Angesichts der Finanzierungszwänge, insbesondere mit Blick auf den hohen Betriebskapitalbedarf, würden Unternehmen ihre Lagerbestände weiter abbauen, was das Wachstum des Welthandelsvolumens im Frühherbst wieder beflügeln dürfte. Bis dahin dürften die erwarteten chinesischen Konjunkturmaßnahmen in Höhe von mindestens 1 Prozent des BIP und die Konzentration auf Infrastruktur und Konsumausgaben erste Früchte tragen.