Baubranche steht vor Herausforderungen
Die globale Baubranche leidet unter den hohen Zinssätzen und einer abnehmenden wirtschaftlichen Dynamik. Auch in Deutschland befindet sich die Baubranche in einer schwierigen Phase. Die Hintergründe erläutert Allianz Trade in einem aktuellen Bericht.
Baubranche weltweit
Die globale Bauindustrie steht vor wirtschaftlichen Herausforderungen, da die Dynamik abnimmt und Zinssätze steigen. Trotzdem wird erwartet, dass der Nichtwohnungsbau und die Infrastruktur, insbesondere in den USA, die Bauwirtschaft im Jahr 2023 um +1,9 % gegenüber dem Vorjahr wachsen lassen, mit einem prognostizierten Wachstum von 2-3 % im Jahr 2024. Die Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern (EBIT) soll 2023 im Durchschnitt um etwa 3 % steigen, mit regionalen und segmentbezogenen Unterschieden.
Der Infrastrukturbereich wird voraussichtlich ein bemerkenswertes Wachstum verzeichnen, angetrieben durch weltweite öffentliche Investitionen in Infrastrukturprojekte, insbesondere im Zusammenhang mit dem ökologischen Wandel und der Entwicklung der Schwellenländer. Andererseits könnten steigende Zinssätze und hohe Immobilienbewertungen den Wohnungsbausektor vor Herausforderungen stellen.
Trotz guter Rentabilität kämpfen kleinere Bauunternehmen mit Liquiditätsproblemen, da der Cashflow entscheidend ist und Vorauszahlungen für Material und Arbeitskräfte geleistet werden müssen. Etwa 30 % der Insolvenzen in den meisten Ländern entfallen auf Bauunternehmen.
Langfristig wird der Bausektor voraussichtlich aufgrund von Urbanisierung, demografischem Wandel und verstärkten Investitionen in die Infrastruktur weiter wachsen. Bis 2030 wird die weltweite Produktion voraussichtlich 15,5 Billionen USD erreichen, wobei China, die USA und Indien den größten Beitrag leisten werden.
Baubranche in Deutschland
Im zweiten Quartal 2023 verzeichnete der Wohnungsbau einen starken Rückgang, mit einem beinahe zehnprozentigen Rückgang der Hauspreise im Vergleich zum Vorjahr, nach einem über zehnprozentigen Anstieg in den Jahren 2021-2022. Die Baugenehmigungen für Wohngebäude fielen im selben Quartal um fast 40%, zeigten jedoch im dritten Quartal eine leichte Erholung mit einem Rückgang von 27%. Dies könnte auf eine mögliche Stabilisierung im deutschen Wohnungsbau hindeuten, mit potenziellen Erholungen in den kommenden Quartalen.
Die genehmigte Fläche für nichtwohnwirtschaftliche Bauvorhaben stieg bis September 2023 um etwa 19%, während der Tiefbau im Juli eine Wachstumsrate von 3,9% verzeichnete. Allerdings wird erwartet, dass das Wachstum im nichtwohnwirtschaftlichen Sektor nachlassen wird, während der Tiefbau weiterhin stabil wachsen sollte.
Die Bauindustrie sieht sich zudem mit Liquiditätsproblemen konfrontiert, bedingt durch steigende Zinsen und Inflationsdruck. Besonders kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die oft als Subunternehmer für größere Firmen agieren, sind finanziell anfällig. In Deutschland entfallen derzeit etwa 20% der Unternehmensinsolvenzen auf Bauunternehmen.
Die deutsche Bauwirtschaft leidet allgemein unter hohen Baukosten und finanziellen Einschränkungen, was zu einem Rückgang der Bauvorhaben führt. Die realen Umsätze in der Bauindustrie sind in den ersten acht Monaten des Jahres 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 4,0% gesunken, während die nominalen Umsätze aufgrund gestiegener Baupreise um 5,4% gestiegen sind. Zudem besteht in Deutschland ein Mangel an Wohnraum, insbesondere an günstigen Wohnungen, wobei im Jahr 2023 auf dem Markt 700.000 Wohnungen fehlen.