Die Leitzinsen steigen – mit historisch einmaligen Sprüngen von FED und EZB. GFL-Experte Fabian Sarafin hat einen Blick darauf geworfen, was das für die Finanzierungskosten bedeutet und auf was sich Factoring- und Leasingkunden nun einstellen müssen.

Der Anstieg der Leitzinsen der FED in den USA um 0,75 Prozentpunkte war der stärkste Anstieg seit 30 Jahren. Und dabei wird es wohl nicht bleiben. So hat sich Fed-Gouverneur Christopher Waller bereits für eine „weitere größere Leitzinsanhebung“ bei der Sitzung am 20. und 21. September ausgesprochen.

Auch die Europäische Zentralbank hat Anfang September die größte Zinserhöhung seit Einführung des Euro-Bargelds beschlossen: So steigt der Leitzins im Euroraum ebenfalls um 0,75 Prozentpunkte auf 1,25 Prozent.

„Für die Immobilienbranche und damit auch die Baubranche wird dies vermutlich ein deutlicher Einschnitt werden, denn Immobilien werden immer teurer in der Finanzierung und für viele schlichtweg unbezahlbar“, beschreibt Sarafin die Situation für eine der am stärksten betroffenen Branchen. „Bauträger haben dadurch nicht nur weniger Kunden, sondern kämpfen auch noch mit den einbrechenden Lieferketten und haben kein Material – teure Verzögerungen sind die Folge.“

Doch nicht nur die Baubranche ist von den Leitzinssteigerungen direkt betroffen, auch für alle anderen Branchen werden Kredite der Banken und alternative Finanzierungen dadurch teurer. „Wir erwarten mittelfristig auch Preisanpassungen bei den Factoringgesellschaften“, so Sarafin. „Deren eigene Refinanzierung wird durch den Leitzinsanstieg schließlich auch teurer und das schmälert wiederum die eigenen Margen.“

„Das muss nicht zwingend eine Aktion für alle Bestandskunden nach sich ziehen, aber sicher für das Neugeschäft“, führt er aus. Gleiches gelte für Leasinggeschäfte, die oftmals über Forfaitierungen refinanziert werden. Der Finanzierungsexperte sieht in den steigenden Kosten gravierende Probleme für manche Unternehmen: „Höheren Finanzierungskosten müssen auch verdient werden und Unternehmen, die bisher wenig Eigenkapital aufgebaut haben, können jetzt in Probleme geraten. Gepaart mit den zusätzlichen Belastungen durch steigende Energiekosten etc. rechnen wir damit, dass die Anzahl der Restrukturierungen und Sanierungen in den kommenden Monaten ansteigen wird.

Konkret rät Sarafin Unternehmen, ihre Finanzierungsstrukturen regelmäßig zu überprüfen: „Heute ist es wichtiger als je zuvor, einen Finanzierungsmix zu haben der zukünftige Abhängigkeiten vermeidet.“