Die Invasion in der Ukraine hat einen großen Einfluss auf den weltweiten Energiesektor. Besonders betroffen ist jedoch die EU: So könnten die Effekte die Europäer im schlimmsten Fall bis zu drei Prozent des BIP kosten. Die Auswirkungen werden auch langfristig zu spüren sein.

Wie genau die Abhängigkeiten aussehen, hat Credendo in einem Bericht zusammengefasst: Weltweit ist Russland für 12 Prozent der Öl- und 17 Prozent der Gasproduktion zuständig. In der EU sind die Zahlen deutlich höher: 2021 machte russisches Öl 27 Prozent der Importe aus und sogar 40 Prozent des verbrauchten Gases stammten aus dem Land. Deutschland mit 37 bzw. 46 Prozent ist dabei besonders abhängig.

Mittel- bis langfristig wird sich ein spürbarer Wandel der Lieferketten vollziehen, prognostiziert Credendo. Beim Öl hat Russland bereits Käufer in China, Indien und der Türkei gefunden, die die Ausfälle aus anderen Ländern kompensieren. Die Rohöl-Exporte haben sogar noch zugenommen seit Ausbruch des Krieges. Die EU importiert hingegen vermehrt aus dem Mittleren Westen. Sowohl in Asien als auch in Europa stehen die Raffinerien jedoch vor technischen Herausforderungen durch die geänderten Bedingungen.

Was das Gas angeht, wäre es für Russland schwieriger die Ausfälle durch ein Embargo zu kompensieren. Eine verstärkte Umorientierung nach Asien wäre nicht ohne massive Finanzmittel zu stemmen. Schließlich braucht es dafür neue Pipelines oder einen Ausbau der LNG-Technologie.

„Es ist DAS Beispiel eines Zielkonfliktes“, macht GFL-Geschäftsführer Marcus Sarafin deutlich. „Klimakatastrophe, Erderwärmung, Wirtschaft, Kohlekraftwerke verlängern, Bürokratie für Wind bzw. Genehmigungen abbauen, Kernkraft, Sozialpolitik, Inflation – wo ist da der richtige Weg? Aus meiner Sicht sollten wir alles dafür tun, von den fossilen auf die erneuerbaren Energien zu transformieren. Dazu muss aber die Regierung durchregieren, also Gesetze ändern, damit nicht jeder und alle immer wieder Verzögerungen verursachen. Und es bedarf –  ganz wichtig! –  einer ausführlichen, erklärenden Kommunikation.“

„Ich sehe immer mehr, wie die deutsche Wirtschaft sich dem Thema offen zukunftsgereichtet stellt, bzw. stellen musste“, führt Sarafin aus. „Nur, genauso wie die damalige Regierung ihre Entscheidungen zum Beispiel für Nord Stream 2 getroffen hat, so hat auch die Wirtschaft ihre Entscheidungen getroffen. Nachkarren hilft nicht, sondern anpacken. Das ist aus meiner Sicht die Chance, in wenigen Jahren die Wende zu schaffen, die viele Ziele real werden lässt.“