Die Zinsen ziehen an und das hat natürlich auch Auswirkungen auf die Unternehmenskredite. Laut einem Artikel im Fachmagazin „Der Treasurer“ handelt es aktuell aber keineswegs um einen normalen Anstieg: Zwei Zinsschocks innerhalb kurzer Zeit sorgen für einen Sprung der Finanzierungskosten von historischem Ausmaß.

Den ersten Zinssprung löste die Fed aus, die den Leitzins vergangenen Monat um 0,25 Prozentpunkte auf 0,5 Prozent angehoben hat. Einen weiteren Anstieg der Finanzierungskosten lösten dann die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs aus. Der Kapitalmarkt erwartet außerdem, dass auch die EZB nachziehen wird, weshalb die Zinsen deutlich angezogen haben.

Laut Handelsblatt haben sich die Konditionen für Unternehmenskredite schon zu Jahresbeginn deutlich verschlechtert: Zwischen Dezember 2021 und Ende März seien die durchschnittlichen Zinsen für fünfjährige Kredite von 1,45 auf 2,65 Prozent gestiegen. Das ist ein Anstieg um satte 80 Prozent. Im August haben die Kosten laut „Der Treasurer“ sogar noch bei durchschnittlich 0,99 Prozent gelegen.

Der erste rasante Sprung war im Januar/Februar, der Kriegsbeginn in der Ukraine sorgte dann ersteinmal für sinkende Zinsen. Allerdings nur kurzfristig – im März folgte dann der nächste Zinsschock. Zwei derart extreme Entwicklungen kurz hintereinander habe es noch nie gegeben, zitiert das Fachmagazin Teylor-CEO Patrick Stäuble.

Dieser erwartet, dass wir vor einer Phase deutlich steigender Zinsen stehen könnten. GFL-Experte Fabian Sarafin geht davon aus, dass die Zinssteigerungen nicht beim Bankkredit Halt machen: „Der Anstieg der Zinsen wird sich sicherlich auch auf alternative Finanzierungen auswirken, denn auch hier war das Zinsumfeld in letzter Zeit sehr gering.“ Aktuell sei deshalb eine gute Zeit, um sich noch Finanzierungen zu guten Konditionen zu sichern, denn im Vergleich zu internationalen Märkten ist die Zinssituation in Deutschland gerade noch sehr entspannt. Für Unternehmen in angespannter Lage würden steigende Finanzierungskosten die Ergebnisse jedoch empfindlich belasten, warnt Sarafin, und so eventuell zu höheren Insolvenzen führen.