In Deutschland geht die Angst vor einer Insolvenzwelle um. Experten erwarten für 2024 eine Zunahme der Firmeninsolvenzen um gut ein Fünftel. Banken und Finanzierungsanbieter reagieren mit zunehmenden Restriktionen und steigenden Preisen.

Die zunehmenden Restriktionen bekommen vor allem Neukunden zu spüren. „Bei unseren letzten Anfragen haben etwa 40 Prozent der Anbieter aus unterschiedlichsten Gründen abgelehnt“, berichtet Marcus Sarafin, Geschäftsführer der GFL – Gesellschaften für Liquidität.

Zu den Gründen gehöre eine ungenügende Bonität des Unternehmens, doch auch Faktoren wie die Branche, das Geschäftsmodell oder die Struktur des Geschäfts würden immer öfter zu Absagen führen. Das sei sowohl beim klassischen Bankkredit spürbar als auch bei Anbietern alternativer Finanzierungen wie Leasing oder Factoring. Solche Unternehmensfinanzierungen sind nicht nur schwerer zu bekommen, frisches Geld wird auch immer teurer, beobachtet Sarafin: „Das Pricing kennt gerade nur eine Richtung.“

Und auch für Bestandskunden wird es schwieriger, ihre Verträge verlängern zu lassen. „Wir hatten gerade drei Fälle hintereinander, bei denen die Anbieter in den Prolongationsgesprächen das Thema ‚Rentabilität‘ stark in den Vordergrund gestellt haben. Hintergrund ist die veränderte Zinssituation in Verbindung mit gestiegenen Kosten innerhalb der Unternehmen“, erläutert der GFL-Geschäftsführer.

Das äußert sich unter anderem darin, dass die für eine Verlängerung geforderten Unterlagen deutlich zunehmen. So werden diverse Dokumentationen innerhalb der Buchhaltung gefordert. „Sieht der Anbieter darin Unklarheiten, wird sofort ein Riegel vorgeschoben“, so Sarafin. „Ein Ankauf wird dann entweder sofort abgelehnt oder es werden neue Voraussetzungen und Restriktionen aufgenommen.“

Ein Thema, das in den Gesprächen zunehmend eine Rolle spiele, sei die Nachhaltigkeit: „Vielfach wird jetzt danach gefragt, ob ESG-Kriterien implementiert wurden oder wie hier der Stand der Bearbeitung ist.“

Für die GFL-Experten spielt ein weiteres Thema eine wichtige Rolle: Im Zuge einer ganzheitlichen Working-Capital-Strategie fügen sie für ihre Kunden die Themen „Finanzierung“ und „Forderungsabsicherung“ wenn gewünscht zu einer gesamtheitlichen Lösung zusammen. Doch auch das wird aktuell schwieriger: „Es gibt eine deutliche Tendenz, dass nicht mehr jeder Finanzierungsanbieter mit jedem Kreditversicherer zusammenarbeiten kann oder will“, berichtet Sarafin. „Da gibt es immer mehr interne Vorgaben, die zu einem extremen Pricing führen.“