Wie lange werden Lieferengpässe der Wirtschaft noch zu schaffen machen? Dieser Frage ist Euler Hermes in einer aktuellen Studie zum Welthandel nachgegangen. Sie dürfte angesichts der anhaltenden Rolle Chinas als „Flaschenhals“ im Welthandel auch 2022 noch viele Unternehmen betreffen.

Durch die Null-Covid-Politik sowie eine starke Volatilität bei der Nachfrage und Logistik im Zuge des Chinesischen Neujahrs erwartet der Kreditversicherer, dass es auch weiterhin zu Engpässen bei chinesischen Lieferungen kommen könnte. Auf und Abs seien auch im nächsten Jahr zu erwarten. Dabei dürfte das Tauziehen um Waren bis mindestens nächsten Sommer weitergehen.

Europa wird das vermutlich stärker treffen als die USA, da hier die Abhängigkeit größer ist. So rechnen die Euler Hermes-Experten vor, dass ein Rückgang der chinesischen Exporte um zehn Prozent einen Rückgang der Produktion im Metallsektor um mehr als sechs Prozent zur Folge hätte. In der Automobilbranche würde das zu einem Minus um mehr als drei Prozent führen, im Computer- und Elektroniksektor läge der Rückgang immerhin noch bei einem Prozent.

Europa hinke außerdem sowohl bei Produktionskapazitäten im verarbeitenden Gewerbe als auch bei Investitionen in die Hafeninfrastruktur hinterher. Bleibt die hohe Nachfrage bestehen, könnten sich die Engpässe dadurch auch über 2022 hinaus ziehen.

Auch bei den Halbleitern hat Europa – und dadurch natürlich auch Deutschland als führende Industrienation – das Nachsehen. Zwar hat Taiwan als weltweit größter Anbieter seine Kapazitäten deutlich erhöht, die größten Kontingente haben sich allerdings die USA und Asien gesichert.

Trotz erwarteter Lieferengpässe wird der Welthandel 2022 laut der Studie um 5,4 Prozent zunehmen, 2023 dann noch um 4 Prozent. Dieses Jahr wird der Welthandel wohl mit einem Plus von 8 Prozent abschließen, was das Volumen angeht, beim Wert liegt die Entwicklung sogar noch deutlich darüber. Durch die Lieferengpässe, die hohen Frachtkosten in der Schifffahrt und dem starken US-Dollar liegt die Wertsteigerung bei 18 Prozent.

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