Ruanda, Tunesien und Kenia: Für diese Länder hat die Credendo Group neue Länderreporte erstellt. Die Ausblicke sind dabei eher negativ und von mehreren Risikofaktoren geprägt.

Ruanda

In Ruanda hat sich das mittel- bis langfristige Risiko verschlechtert. Hier leidet vor allem der für das Land wichtige Tourismussektor unter der Covid19-Krise. Die Exporte von Lebensmitteln, vor allem Kaffee und Tee, sind in dieser Zeit umso wichtiger für die Wirtschaft geworden. Hier sind allerdings die Unsicherheiten groß, durch die Abhängigkeit von den klimatischen Bedingungen.

Die Schulden des Landes sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen – nicht nur aufgrund der Krise, sondern auch wegen eines großen Infrastruktur-Programms. Die Schulden sind dadurch auf einen Rekordwert von 80 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gestiegen. Politisch ist das Land sehr stabil aufgestellt: Präsident Paul Kagame wurde 2017 zum dritten Mal wiedergewählt und kann dank einer Verfassungsänderung bis 2034 regieren.

Das Wirtschaftswachstum ist 2020 aufgrund der Pandemie stark eingebrochen: Nach durchschnittlich 8,7 Prozent Wachstum, ist das BIP um 3,4 Prozent geschrumpft. Obwohl Ruanda bei der Impfrate zu den Vorreitern in der Region gehört – Mitte November waren 20 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft ­–, ist die Anfälligkeit für neue Covid-Wellen natürlich dennoch hoch.

Aufgrund der hohen Staatsschulden und dem hohen Anteil an Auslandskrediten, hat Credendo das mittel- bis langfristige Risiko von 6/7 in die schlechteste Kategorie 7/7 heraufgesetzt.

Kenia

Kenias Wirtschaft ist vergleichsweise gut durch die Pandemie gekommen. Nachdem das BIP 2020 nur um 0,3 Prozent geschrumpft ist, wird für das Gesamtjahr 2021 ein Wachstum von 5,6 Prozent erwartet. Risiken stellen die Gefahr neuer Covid-Wellen sowie die Störung der Lieferketten dar.

Für Kenias Verhältnisse ist das Leistungsbilanzdefizit relativ hoch (-4 Prozent des BIP in 2020). Für dieses und die kommenden beiden Jahre wird erwartet, dass es bei -5 Prozent liegt. Das Geschäftsrisiko bewertet Credendo als relativ hoch (Kategorie E/G), was unter anderem an der großen Korruption, den hohen Kreditzinsen für die Privatwirtschaft, den Abwärtsdruck auf den Wechselkurs und die hohe Inflation liegt.

Das mittel- bis langfristige politische Risiko wurde von Credendo vergangenes Jahr heraufgestuft, in die schlechteste Kategorie 7/7. Der Kreditversicherer rechnet damit, dass es dort auch erstmal bleibt.

Tunesien

In Tunesien wackelt die hart erkämpfte Demokratie. Im Juli hat Präsident Kais Saied die Regierung entmachtet, um dann im Oktober einen neuen Prime Minister – Nejla Bouden als erste Frau auf diesem Posten – zu vereiden. Es ist nicht der erste Wechsel: Zwischen 2011 und 2020 hatte Tunesien 9 verschiedene Regierungschefs. Für viele Beobachter gilt das als direkte Gefahr für die Demokratie im Land, vor allem, da Saied im gleichen Zug auch den Ausnahmezustand ausgerufen hat, wodurch die Befugnisse der Regierung strak beschränkt werden.

Die Gespräche mit dem Internationalen Währungsfonds sind dadurch endgültig beendet worden. Credendo sieht das als Anlass zur Sorge, da sich die finanzielle Situation des Landes in den letzten Jahren sehr verschlechtert hat. Die Staatsverschuldung ist 2020 auf fast 90 Prozent des BIP gestiegen und wird ohne entsprechende Maßnahmen wohl noch weiter steigen.

Die Länderreporte im Detail finden Sie auf credendo.com.