Sind kleine und mittlere Unternehmen glimpflich durch die Corona-Krise gekommen? Die aktuellen Insolvenzzahlen legen nahe, dass das auf die meisten KMU in Deutschland, Frankreich und Großbritannien zutrifft. Euler Hermes warnt nun jedoch: 7 bis 15 Prozent von ihnen sind in den kommenden vier Jahren von Insolvenz bedroht.

Rentabilität, Kapitalisierung und Zinsdeckung: Laut Euler Hermes sind das die drei Frühindikatoren, die darauf hinweisen, ob ein Unternehmen wirtschaftlich gesund ist oder nicht. Laut dieser Kriterien seien in Deutschland 7 Prozent, in Frankreich 13 Prozent und im Vereinigten Königreich sogar 15 Prozent der KMU gefährdet.

Auch wenn es sich zunächst nicht so anhört: Für die Mittelständler ist das eine gute Nachricht. 2019, im Jahr vor der Coronakrise, waren die Anteile nämlich noch höher. Damals wurden in Deutschland 9 Prozent, in Frankreich 14 Prozent und in UK 17 Prozent mehr Insolvenzen erwartet. Laut dem Kreditversicherer ist das ein Zeichen dafür, dass die staatlichen Unterstützungen die Auswirkungen von Covid-19 nicht nur abfedern, sondern sogar überkompensieren.

Einige Branchen hatten 2020 jedoch trotzdem schlechtere Werte als 2019. In Deutschland waren das die Automobilzulieferer, die Elektronik sowie der Maschinen- und Anlagenbau. GFL-Geschäftsführer Marcus Sarafin beobachtet aktuell, dass viele KMU noch mit den Folgen der Pandemie beschäftigt sind. Ob sie die Krise hinter sich lassen können, macht er an mehreren Fragestellungen fest: Was wird sich als langfristiger Trend nach Corona ändern? Wo steht Deutschland im internationalen Vergleich? Wie wird der Schuldenberg politisch aufgearbeitet? Wie steht es um die Banken? Welche Geschäftsmodelle sind neu hinzugekommen? Welche sterben langsam aus?

„In allen diesen Themen steckt Unsicherheit, Veränderung und Neuausrichtung“, fasst der Branchenexperte zusammen. „Ich gehe leider davon aus, dass viele Firmen nicht den Weg in die Zukunft hinbekommen, aus welchen Gründen auch immer. Ein Teil wird sicher lautlos abgewickelt, aber ein größerer Teil geht insolvent. Das werden wir nicht nur in Deutschland sehen, sondern in ganz Europa, USA, Asien und dem Rest der Welt.“