In Süd- und Südostasien ist die Pandemie noch nicht überwunden. Im Gegenteil: Länder, die bisher beneidenswert gut durch die Krise gekommen sind, verzeichnen jetzt neue Höchstzahlen. Denn in Ländern wie Indien, Thailand und Indonesien sind gerade einmal vier Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft. Das wird sich wohl auch in der Wirtschaftsleistung 2021 wiederspiegeln.

Besonders kritisch ist die Lage nach wie vor in Indien. Das Land meldet Mitte Juni mit mehr als 6000 Corona-Toten innerhalb von 24 Stunden einen neuen weltweiten Höchststand. Vor einigen Wochen hat sich das Land zum Epizentrum der Pandemie entwickelt.

Auch in anderen südasiatischen Ländern ist die Lage lange noch nicht unter Kontrolle. Thailand, Malaysia und Vietnam erleben aktuell ihre schlimmsten Wellen. Lange ist die Region glimpflich durch die Pandemie gekommen, eine strenge Abschottungspolitik und strikte Maßnahmen hatten die Ausbreitung wohl verhindert.

Auch diesmal reagieren die Regierungen: Malaysia ist seit dem 1. Juni im strikten Lockdown. Zuvor gab es hier mehr als 7000 Fälle pro Tag. Auch die Mongolei erlebt aktuell ihren schlimmsten Ausbruch. Da die Grenzen vergangenes Jahr sofort dicht gemacht wurden, gab es hier erst im November den ersten Fall. Doch jetzt steigen die Infektionszahlen rapide. Auch Taiwan meldet einige hundert Neuinfektionen täglich – obwohl es im Inselstaat 2020 für 250 Tage keine einzige Infektion gegeben hat.

Grund für die steigenden Inzidenzen sind das Ausbrechen der neuen Virus-Varianten sowie der fehlende Zugang zu Impfstoffen. Denn nach wie vor besteht bei der Verteilung ein großes Ungleichgewicht: 75 Prozent der Impfdosen werden in nur zehn Ländern verabreicht. Das führt unter anderem dazu, dass die Impfrate in Südostasien bei nur rund fünf Prozent liegt. Nur in Singapur ist sie mit 35 Prozent mit dem europäischen Niveau vergleichbar.

Länderrisiken bleiben vorerst unberührt

Was das für die Wirtschaft bedeutet, hat der Kreditversicherer Credendo untersucht. 2020 ist die asiatische Wirtschaft noch am weltweit besten durch die Krise gekommen. Für 2021 erwartet der Kontinent ein Wirtschaftswachstum von 8,5 Prozent. Die Industrieexporte und die Konsumnachfrage sind die größten Treiber. Der Kreditversicherer warnt jedoch, dass die neuen Wellen dieses Wachstum in Süd- und Südostasien gefährden könnten, wenn die Lockdown-Maßnahmen lange anhalten und das Impfen nicht an Geschwindigkeit aufnimmt.

Vor allem Länder, die stark vom Tourismus abhängen, wie die Malediven, Sri Lanka, Thailand und Malaysia werden darunter leiden. Auch die komplette indische Wirtschaft ist betroffen. Für alle anderen Länder bescheinigt Credendo allerdings eine hohe Resilienz, so dass die Länderrisiken kaum steigen werden. Trotzdem verweist der Kreditversicherer darauf, dass die momentan schwierigen Vorhersagen im Laufe des Jahres eventuell noch angepasst werden müssen.