Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat Mitte März bereits zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate für einen Wechsel an der Spitze der Zentralbank gesorgt. Der bei vielen hoch angesehene Bankenchef Naci Agbal wurde entlassen, da Erdogan mit dessen Zinspolitik zur Bekämpfung der hohen Inflation nicht einverstanden war. Die türkische Lira reagierte daraufhin mit Kursverlusten.

Die Credendo Group kündigt an, die externe Liquiditätssituation genau zu beobachten. Denn Erdogans Entscheidung könnte sich auch negativ auf die Devisenreserven auswirken.

Der Wechsel an der Spitze scheint eine Rückkehr zu alten Mustern zu sein. Jahrelang hatte es in der Türkei eine unorthodoxe Geldpolitik gegeben, die zu einer Abwertung der Lira und zu einer starken Abnahme der Devisenreserven geführt hatte. Als Naci Agbal im November eingesetzt wurde, schien es ein Zeichen zu sein, dass man zu einer konventionelleren Geldpolitik übergehen wolle. Agbal hatte den Leitzins in mehreren Schritten auf 19 Prozent angehoben, um die hohe Inflation in den Griff zu bekommen. Diese lag im März bei mehr als 16 Prozent. Das entspricht etwa einer Verdopplung innerhalb der letzten beiden Jahre.

In der Folge besserte sich das Vertrauen der Investoren, der Lira-Kurs zog an und die Devisenreserven standen nicht länger unter Druck. Erdogan drängte allerdings immer wieder auf niedrigere Zinsen. Der neue Notenbank-Chef Sahap Kavcioglu teilt seine unkonventionelle Meinung, dass hohe Zinssätze die Inflation treiben. Er teilte Mitte April daher mit, dass er den Leitzins trotz hoher Inflation bei 19 Prozent belasse. Der Markt reagierte sehr negativ auf die Ankündigung – die Lira verlor innerhalb eines Tages fast ein Prozent an Wert.

Den Bericht von Credendo dazu finden Sie hier.