Die deutsche Automobilindustrie ist im Wandel und steht vor grundlegenden Herausforderungen – sei es die Elektromobilität, Carsharing oder das autonome Fahren. Davon sind nicht nur die Hersteller betroffen, sondern auch zahlreiche Zulieferer, die aktuell mit Auftragsstornierungen und Umsatzeinbrüchen zu kämpfen haben.

Auf dem Exportmarkt hat die Automobilbranche vor allem mit Umsatzeinbrüchen im wichtigsten Exportland China zu kämpfen – 2018 gingen die Verkäufe um zwölf Prozent zurück – sowie mit Unsicherheiten am US-amerikanischen Markt, wo Donald Trump mit Strafzöllen auf europäische Autos droht. Diese Zölle würden laut einer Untersuchung der Credendo Group in Europa vor allem Deutschland, Großbritannien, Italien, Schweden und die Slowakei treffen.

Hinzu kommt, dass auch in Deutschland die Nachfrage nachgelassen hat: 2018 gab es den ersten Rückgang seit fünf Jahren. Dieselskandal, Fahrverbote in deutschen Großstädten und die vermasselte Umstellung auf einen neuen Abgasmesszyklus haben hier das Geschäft getrübt. So musste BMW im Kerngeschäft im ersten Quartal einen Verlust von 310 Millionen Euro vermelden – einer der Hauptgründe sind Rückstellungen aufgrund eines EU-Kartellverfahrens wegen illegaler Absprachen zur Abgasreinigung. Das betrifft nicht nur BMW, auch auf VW und Daimler könnte eine Milliardenstrafe zukommen.

Auch die Kreditversicherer sehen die Situation der Branche kritisch. Euler Hermes kommt dabei in einer aktuellen Studie zu dem Schluss, dass weder der Brexit noch die US-Zölle das größte Problem der Automobilindustrie sind. Das sei vielmehr eine neue Richtlinie der EU, nach der die Hersteller ihre Kohlendioxid-Emissionen innerhalb von zwei Jahren um 20 Prozent senken müssen. „Das wird ein Wettlauf mit der Zeit, den die Autobauer sehr wahrscheinlich verlieren werden“, prophezeit Ludovic Subran, Chefvolkswirt der Euler Hermes Gruppe. Selbst mit einer schnellen Anpassungsstrategie rechnet der Versicherer damit, dass es bis Ende 2020 einen Rückgang der Neuzulassungen um 3,1 Prozent geben wird.

Mehr Insolvenzen der Zulieferer

Die Schwierigkeiten der Automobilindustrie treffen jedoch nicht nur die großen Konzerne, vor allem kleine und mittlere Zulieferer haben mit Problemen zu kämpfen. So ist das Risiko für Zahlungsausfälle in der Branche laut einer Studie von Atradius so hoch wie seit der Finanz- und Wirtschaftskrise vor zehn Jahren nicht mehr. Allein 2018 habe sich die Zahl Abnehmer, die der Kreditversicherer als kritisch und sehr anfällig für Zahlungsausfälle einstuft, im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Atradius rechnet daher damit, dass sich die Zahl der Insolvenzen unter den Zulieferern auf absehbare Zeit um bis zu 30 Prozent erhöhen wird.

Auch GFL beobachtet bei ihren Kunden, dass viele Zulieferer stark betroffen sind, da sie immens abhängig von den Erstausrüstern sind. Stornierungen der Aufträge laufen bereits seit Wochen, was nicht nur zu Umsatzrückgängen führt, sondern auch die Produktionsplanung der Zulieferer ausgesprochen problematisch macht, da sie oft sehr spät oder gar nicht von Stornierungen erfahren. Das ganze Geschäftsmodell der Zulieferer ist in Frage gestellt; vor allem von Zulieferern, die sich stark auf den Motor konzentrieren. Durch die schlechtere Nachfrage sind zudem die Neubestellungen rückläufig.

Die Bedeutung der Finanzkommunikation

Ein Faktor, den man bei der Betrachtung nicht außer Acht lassen sollte, ist das Verhalten der Kreditversicherer: Sie können wesentlich dazu beitragen, die Branche zu stabilisieren oder die Krise zu verschärfen. Aktuell schauen sie mehr denn ja auf die Zahlen der Zulieferer: Welche Ergebnisse werden ausgewiesen? Wie sind die aktuellen Zahlen? Wie die Auftragslage? Welche Investitionen in die Zukunft werden getätigt? Damit all diese Fragen zutreffend beantwortet werden können, ist die Finanzkommunikation der Unternehmer mit den Versicherern so wichtig wie nie. Auch das Verhalten der Banken spielt natürlich eine wesentliche Rolle: Nehmen sie ihr Engagement zurück, oder nicht? Auch hier ist eine zielgerichtete Kommunikation essenziell.

Eine Veränderung der Geschäftsmodelle wird für viele Hersteller – und auch Zulieferer – allerdings unumgänglich sein. Welche politischen Rahmenbedingungen hierfür noch geschaffen werden, bleibt abzuwarten. „Niemand kann die Unsicherheit klären, wie die politischen Akteure helfen und torpedieren“, sagt GFL-Geschäftsführer Marcus Sarafin. Eine Herausforderung ist, dass Deutschland momentan ein Premiumanbieter im PKW-Bereich ist – die Zukunft wird jedoch ein „einfaches“ Auto sein, bei dem die meiste Technologie in der Batterie liegt. Nur Firmen, die hier mit der Entwicklung gehen, werden langfristig erfolgreich sein. Zulieferer, die sich nicht auf den Motor konzentrieren, sondern auf Chassis, Sitze, Bremsen etc. haben aktuell deutlich weniger Probleme. Bei den anderen beobachtet GFL jedoch eine starke Umstrukturierung und teilweise hoch innovative Ideen.

Bei allen Bemühungen wird in kurzer Zeit ein kompletter Umbau auf Elektromobilität aus vielfältigen Gründen (Batterien, Logistik, Tankstellennetz) unmöglich sein. „Zwar ist die E-Mobilität weltweit auf dem Vormarsch, aber die Zahl der Benzin- und Dieselkunden kann sich so schnell nicht radikal ändern“, so Sarafin. Für die Zulieferer bedeutet das auch eine Art Schonfrist. Sarafin ist daher verhalten zuversichtlich: „Der Umschwung wird noch Jahre dauern: Es gibt erste Anzeichen von Stabilisierung – wenn auch auf niedrigem Niveau. Mobilität bleibt sicher existent und damit auch das Autofahren.“

Die Finanzkommunikation ist – nicht nur in Zeiten der Krise – essenziell für die Bonitätsbewertung der Kreditversicherer. Mehr dazu, wie diese bestmöglich gelingt, erfahren Sie auf unserer Homepage: www.gfl-broker.de/finanzkommunikation