Die türkische Währungskrise setzt sich fort: Zwar hat die Anhebung des Leitzinses die Finanzmärkte kurzfristig beruhigt, nach Einschätzung der Kreditversicherung Euler Hermes braucht es aber weitere Maßnahmen, um die Wirtschaft mittelfristig zu stabilisieren. Für die kommenden Monate erwartet der Kreditversicherer auch Quartale mit negativem Wachstum, 2019 wird die Wirtschaft daher voraussichtlich nur um 0,4 Prozent wachsen.

Die Krise ist hausgemacht: Andauernde wirtschaftspolitische Fehler und eine lasche Fiskalpolitik führten zu einer Überhitzung der Wirtschaft (+7,4%) in 2017. Nun folgt die harte Landung. Im Mai gab es den ersten Sturm, als das nachlassende Vertrauen der Investoren dazu führte, dass die Lira immer öfter abgestoßen wurde. Anlass zur Sorge gaben Zweifel über die Unabhängigkeit der türkischen Zentralbank.

Im September hatte die Zentralbank dann endlich den Leitzins angehoben: von 17,75% auf 24%. Doch im September stieg auch die Inflation. Weil durch die schwache Lira importierte Waren teurer werden, stiegen die Verbraucherpreise um 24,5 Prozent – die höchste Teuerungsrate seit Juni 2003. Euler Hermes erwartet, dass die Inflation eine Weile über 20 Prozent bleiben wird.

Ausblick auf 2019

Im September seien den Umfragen nach die Zufriedenheit von Unternehmern und Verbrauchern massiv eingebrochen: Im vierten Quartal könnte das bereits die Investitionsfreude und die Konsumnachfrage beeinflussen. Der Kreditversicherer erwartet, dass sich die Lage noch verschlechtert, bevor es für die Türkei wieder bergauf geht. Neben einem schwachen Wachstum (+3,3% in 2018, +0,4% in 2019) wird die Inflation voraussichtlich hoch bleiben: mehr als 16% in 2018 und 18% in 2019. Das führt zu einem Anstieg des Haushaltsdefizits. Hier prognostiziert Euler Hermes mehr als +3% des BIPs in diesem und nächstem Jahr.

Den Euler-Hermes-Bericht gibt es hier zum Nachlesen.