Ein verlangsamtes Wachstum, ein schwacher Bankensektor, eine hohe Unternehmensverschuldung, jedoch gute langfristige Wirtschaftsaussichten: Die Credendo Group stuft das Länderrisiko für Indien in eine mittlere Kategorie ein.

Zwei inländische Schocks machen dem Land zu schaffen: Die chaotische Geldentwertung im vergangenen November (die beiden wichtigsten Banknoten wurden aus dem Verkehr gezogen) und der unsichere Übergang zu einer einheitlichen Umsatzsteuer. Vor allem der „geldpolitische Knall“ habe dazu geführt, dass ein Liquiditätsengpass entstanden ist. Das Wirtschaftswachstum, das seit geraumer Zeit eine Verlangsamung aufweist, ist damit noch weiter eingebrochen. So ist das BIP-Wachstum im ersten Quartal auf 5,7 Prozent zurückgegangen – und damit auf den niedrigsten Wert seit drei Jahren gesunken. Auf das schwache Wachstum wirken sich zusätzlich noch der schwache Bankensektor und  die hohe Unternehmensverschuldung aus.

Dennoch: Die mittel- bis langfristigen Wirtschaftsaussichten sind günstig. Die Wirtschaft profitiert vom niedrigen Ölpreis, das politische System unter Premierminister Modi gilt als stabil und die positiven Aussichten werden von seinen Reformen gefestigt. Das Land weist eine starke Zahlungsbilanz und ein überschaubares Leistungsbilanzdefizit auf. Zudem bilden der große Binnenmarkt mit der robusten Verbrauchernachfrage einen Puffer für externe Schocks. Die Folgen: die Rupie ist gestärkt, das Anlegervertrauen und die Direktinvestitionen steigen und das Geschäftsumfeld verbessert sich.

Aus diesen Gründen wird das Geschäftsrisiko Indiens auf einer Skala von A bis C in Kategorie B eingestuft.

Das insgesamt positive makroökonomische Umfeld birgt jedoch drei Abwärtsrisiken. Die größte Sorge geht auf den angeschlagenen Bankensektor zurück. So leiden insbesondere die Staatsbanken unter einem Anstieg fauler Kredite. Das zweite Risiko stellt die hohe Unternehmensverschuldung dar. Die beiden Entwicklungen bewirken, dass sich die Kreditverfügbarkeit auf dem niedrigsten Stand seit Jahrzehnten befindet. Drittes Risiko ist die strukturell schwache öffentliche Finanzlage. Sie ergibt sich aus einer niedrigen Besteuerung und hohen Zinszahlungen für öffentliche Schulden.

Insgesamt kommt Credendo somit zu einer Bewertung des mittel- bis langfristigen politischen Risikos in Kategorie 3 von 7. Das kurzfristige politische Risiko wird dank der robusten und kontinuierlich steigenden externen Liquidität in die zweitbeste Kategorie 2 eingestuft.

Die komplette Bewertung finden Sie hier.