Deutschlands Familienunternehmen verlieren weiter an Wettbewerbsfähigkeit. Die Gründe dafür sind vielfältig und nicht alle davon können durch die Politik gelöst werden. Ein Kommentar von Familienunternehmer Marcus Sarafin.

Der jüngste „Länderindex Familienunternehmen“ ist ernüchternd: Was die Wettbewerbsfähigkeit angeht, liegt Deutschland auf dem 18. Platz von 21 – vier Plätze schlechter als noch 2020.

Sechs Standortfaktoren für Familienunternehmen wurden in der Studie des ZWE Mannheim untersucht: Steuerlast, Arbeitskosten und Produktivität, Aufwand und Kosten staatlicher Regulierung, die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen, die Qualität der Infrastruktur und der öffentlichen Verwaltung sowie Energieversorgung und -kosten.

Reformbedarf sehen die Macher der Studie vor allem bei den Themen Steuerlast und Bürokratie. Gestützt werden diese Ergebnisse auch von einer neuen OECD-Studie, die Deutschland die zweithöchste Abgabelast innerhalb der OECD-Staaten bescheinigt. Einziger Lichtblick: Im Bereich Finanzierung biete Deutschland noch erstklassige Standortbedingungen.

Für GFL-Geschäftsführer und Familienunternehmer Marcus Sarafin kommen die Ergebnisse der Studien nicht überraschend: „Man sieht doch fast täglich Beispiele dafür, dass Deutschland immer mehr die Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich verliert. Wir sind Vorreiter bei der Regulatorik und beim Datenschutz, gleichzeitig wollen die Vier-Tage-Woche und der Staat nimmt was er kriegt. Dazu der Verlust von Schlüsseltechnologien, die Entscheidung neue Standorte verstärkt im Ausland zu bauen …“

Doch nicht nur bei den harten Faktoren, die in der Studie gemessen wurden, müsse Deutschland aufholen. Werte wie Wertschätzung und Unternehmertun sieht Sarafin immer mehr gefährdet: „Es herrscht die grundsätzliche Einstellung: Die Selbstständigen verdienen sowieso zu viel. Doch wie viele Stunden, Wochenenden und Nächte man arbeitet – das wird nicht gesehen oder als normal abgetan.“

Für die Zukunft der Familienunternehmen könne das gravierende Folgen haben: „Warum finden so viele Selbstständige keine Nachfolger? Wie können wir die Lust der jungen Generationen zur Unternehmertätigkeit wieder aufleben lassen? Diese Fragen müssen wir dringend beantworten, wenn wir als Wirtschaftsstandort weiterhin vorne mitspielen wollen.“