Commerzbank zwischen Stellenabbau und Übernahmedruck
Die Commerzbank steht unter Druck – wirtschaftlich, politisch und strategisch. Trotz beeindruckender Geschäftszahlen und eines wiedererstarkten Aktienkurses ist das traditionsreiche Institut mit gleich zwei Herausforderungen konfrontiert: einem massiven Stellenabbau und den anhaltenden Übernahmeplänen der italienischen Großbank UniCredit.
Ein Unternehmen im Wandel

Auf der Hauptversammlung in Wiesbaden präsentierte sich Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp laut tagesschau optimistisch. Der Aktienkurs hat sich seit der Krise 2019 vervielfacht, und auch das erste Quartal 2025 brachte mit 834 Millionen Euro Nettogewinn ein Rekordergebnis. Die Bank will ihre Dividende nun fast verdoppeln und im nächsten Jahr den gesamten Gewinn abzüglich Restrukturierungskosten an die Aktionäre ausschütten – ein Signal der Stärke und Stabilität.
Doch das Bild ist nicht nur glänzend: Die Bank plant bis 2028 den Abbau von 3.900 Vollzeitstellen, 3.000 davon in Deutschland. Vor allem die Verwaltung trifft es. In Polen und Asien hingegen, wo die Lohnkosten niedriger sind, werden neue Jobs geschaffen. Die Umsetzung soll über Altersteilzeit, Vorruhestand und sozialverträgliche Abfindungsmodelle erfolgen – geregelt durch einen vereinbarten Rahmensozialplan.
UniCredit und der Schatten der Übernahme
Die größte Unsicherheit aber kommt nicht von innen, sondern von außen: UniCredit. Die Mailänder Bank hat sich inzwischen Zugriff auf gut 28 Prozent der Commerzbank-Anteile gesichert – durch direkte Aktienkäufe und Finanzinstrumente. Ein offizielles Übernahmeangebot wäre ab einer 30-Prozent-Beteiligung gesetzlich vorgeschrieben.
UniCredit-Chef Andrea Orcel hat offen erklärt, die Commerzbank in den Konzern integrieren zu wollen – ein Plan, dem sich die Belegschaft klar entgegenstellt. Vor der Hauptversammlung protestierten Beschäftigte unter dem Motto „Nein zu UniCredit“ gegen die als „feindlich“ empfundene Übernahme.
Eigenständigkeit durch Effizienz

Als Antwort auf den Übernahmedruck hat die Commerzbank ihre Strategie „Momentum“ vorgestellt. Kern dieser Strategie: Eigenständigkeit durch Effizienz. Der Stellenabbau wird dabei nicht nur als Kostensenkung, sondern auch als politisches Signal gewertet – die Commerzbank will ihre Zukunft selbst gestalten, nicht fremdbestimmt werden.
Unterstützung für diese Haltung kommt auch aus der Politik und von Aktionärsvertretern. Der Staat hält nach wie vor rund 16 Prozent der Anteile. Die Entscheidung, ob eine Übernahme durch UniCredit tatsächlich erfolgt, dürfte letztlich auch eine politische sein – nicht nur eine betriebswirtschaftliche.
Was bedeutet eine Übernahme für den Mittelstand?

Gerade mittelständische Unternehmen – das Rückgrat der deutschen Wirtschaft – beobachten die Entwicklungen rund um die Commerzbank mit besonderem Interesse. Die Bank gilt traditionell als verlässlicher Finanzierungspartner für den deutschen Mittelstand, mit regionaler Nähe, individueller Betreuung und Verständnis für die Bedürfnisse kleiner und mittlerer Betriebe.
Eine Übernahme durch UniCredit könnte diese gewachsenen Strukturen verändern. Italienische Managementkultur, zentrale Steuerung und potenziell neue Prioritäten könnten dazu führen, dass Entscheidungswege länger und Angebote stärker standardisiert werden. Auch die Angst vor einer Verlagerung von Kompetenzen ins Ausland oder einem Fokus auf Großkunden steht im Raum.
Zwar hat UniCredit offiziell noch kein konkretes Übernahmeangebot unterbreitet, doch die Unsicherheit allein wirkt bereits als Störfaktor.
Der Mittelstand denkt um: Mehr Unabhängigkeit von der Hausbank
Parallel zur Unsicherheit rund um die Commerzbank zeigt sich ein klarer Trend: Der Mittelstand setzt zunehmend auf Finanzierungsalternativen abseits klassischer Bankkredite. Laut aktuellen Branchenanalysen wünschen sich viele Unternehmen mehr Unabhängigkeit von ihrer Hausbank – sei es durch Leasing, Factoring oder den Zugang zu Kapitalmärkten.
Auch die GFL – Gesellschaften für Liquidität empfehlen eine breit aufgestellte Working-Capital-Strategie, um Abhängigkeiten zu verringern. Wie diese für Ihr Unternehmen aussehen könnte, analysieren wir gerne individuell und kostenlos für Sie.