Bankkredite werden vom deutschen Mittelstand immer weniger nachgefragt. Während 2004 noch 40 Prozent der mittelständischen Unternehmen ihre Investitionen durch Kredite finanzierten, waren es laut einer KfW-Analyse 2023 nur noch 23 Prozent. Grund sei keine Kreditklemme, sondern die sinkende Nachfrage – auch, da immer mehr Unternehmen auf alternative Finanzierungen setzen.

Die Nutzung von Bankkrediten im deutschen Mittelstand ist in den letzten zwei Jahrzehnten deutlich zurückgegangen. Der Anteil investierender Mittelständler, die auf Bankkredite zurückgegriffen haben, hat sich in den vergangenen 20 Jahren nahezu halbiert – von 40 Prozent im Jahr 2004 auf 23 Prozent im Jahr 2023.

Das erstaunliche: Laut einer aktuellen Analyse von KfW Research ist diese Entwicklung nicht auf eine restriktivere Kreditvergabe durch die Banken zurückzuführen, sondern vielmehr auf eine gesunkene Nachfrage seitens der Unternehmen. Viele Betriebe setzen zunehmend auf finanzielle Unabhängigkeit und bevorzugen Eigenkapital oder alternative Finanzierungsformen, anstatt sich durch Bankdarlehen zu verschulden. Zusätzlich haben gestiegene regulatorische Anforderungen und höhere Finanzierungskosten die Kreditaufnahme unattraktiver gemacht.

Hauptgründe für die sinkende Kreditnachfrage

Der Bericht nennt mehrere Faktoren, die Unternehmen dazu veranlassen, seltener Bankkredite für Investitionen zu nutzen:

Finanzielle Unabhängigkeit als Unternehmensstrategie

  • Viele Unternehmen wollen bewusst ihre Abhängigkeit von Banken reduzieren.
  • Die Innenfinanzierungskraft (Eigenkapitalquote und liquide Mittel) ist gestiegen.
  • Besonders ältere Unternehmer vermeiden Schulden, um ihre Nachfolgeregelung zu vereinfachen.

Höhere Anforderungen und Bürokratie durch Banken

  • Strengere regulatorische Vorschriften (z. B. Basel III und Basel IV) haben Banken dazu gebracht, höhere Sicherheiten und detaillierte Finanznachweise von Kreditnehmern zu verlangen.
  • Dadurch ist die Kreditaufnahme für kleine Unternehmen aufwändiger und teurer geworden.

Höhere Zinsen und wirtschaftliche Unsicherheiten

  • Seit 2022 sind die Zinsen stark gestiegen, was Bankkredite verteuert.
  • Die unsichere Konjunkturlage (z. B. Inflation, geopolitische Spannungen) lässt Unternehmen vorsichtiger agieren.

Günstige Finanzierungsalternativen

  • Dank hoher Eigenkapitalquoten greifen Unternehmen häufiger auf Eigenmittel zurück.
  • Fördermittel, Leasing und alternative Finanzierungsformen (z. B. Factoring) sind für viele Unternehmen attraktiver als klassische Bankkredite.

Unternehmensfinanzierung: Alternativen sind im Kommen

Einhergehend mit der sinkenden Nachfrage nach Bankenfinanzierungen beobachten die GFL-Experten ein zunehmendes Interesse an alternativen Finanzierungen wie Factoring, Lagerfinanzierungen, Investitionsgüterfinanzierungen, Forfaitierung oder Handelsfinanzierungen.

So wächst etwa der Factoringmarkt Jahr für Jahr – und wird insbesondere für den Mittelstand immer attraktiver. So ist die mittelständische Factoring-Branche allein im zweiten Halbjahr 2024 um sechs Prozent gewachsen. Während die Erwartungen für das Bestandskundengeschäft aufgrund des hohen Insolvenzgeschehens niedriger sind, geht der Bundesverband Factoring für den Mittelstand e. V. (BFM) auch für 2025 von einem stark wachsenden Neukundengeschäft aus.

GFL-Experte Samuel Weiß, erklärt, warum immer mehr Mittelständler auf Factoring anstelle des Bankkredits setzen: „Beim Factoring handelt es sich um eine umsatzkongruente Finanzierung, bei der der Finanzierungsrahmen flexibel mitwachsen kann. Das bietet einen deutlichen Mehrwert gegenüber der starren Banklinie. Factoring sorgt für sofortige Liquidität: Es verbessert die Bonität sowie die Bilanz und kann Unternehmen insbesondere als Wachstumsfinanzierung dienen.“