Nicht nur die kürzlichen Besuche von Bundeskanzler Scholz und Bundespräsident Steinmeier zeigen: Die Wirtschaftsbeziehungen nach Afrika werden wohl an Bedeutung gewinnen. Durch den Ukraine-Krieg und die Spannungen mit China wollen viele deutsche Unternehmen in Afrika aktiver werden.

Auch die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) sieht im Afrikageschäft Chancen einseitige Abhängigkeiten zu reduzieren, Lieferketten breiter aufzustellen und den Handel zu diversifizieren. Dabei spielt nicht nur die rasant wachsende Bevölkerung eine Rolle, die sich bis 2050 voraussichtlich auf 2,5 Milliarden Menschen verdoppeln wird. Auch die hohe Widerstands- und Anpassungsfähigkeit der afrikanischen Wirtschaft macht den Kontinent für ausländische Investoren interessant.

Allianz Trade rechnet in einem aktuellen Bericht vor, dass die Wirtschaft bis 2030 ein Volumen von 4,6 Billionen US-Dollar erreichen wird, sollte das BIP-Wachstum wieder das Tempo der Jahre 2000-2010 erreichen. Dafür sei jedoch eine Verbesserung der Investitions- und Liquiditätssituation nötig. Auch Themen wie ausufernde Korruption, fehlende Infrastruktur und fehlende Sicherheitsgarantien müssen angegangen werden.

Von besonderer Bedeutung ist dabei die wirksame Umsetzung der afrikanischen kontinentalen Freihandelszone bis 2035. Sie könnte zu einem durchschnittlichen Einkommensanstieg von sieben Prozent in den Mitgliedsländern führen, während durch mehr Vertrauen und Handelskredite bis zu 65 Mrd. US-Dollar oder 2 Prozent des afrikanischen BIP frei werden, die in die Realwirtschaft reinvestiert werden können.

Immer mehr Unternehmen nutzen daher die wirtschaftlichen Chancen: Laut der Germany Trade & Invest ist das Handelsvolumen 2022 gegenüber dem Vorjahr um 21,3 Prozent auf knapp 60 Milliarden Euro gestiegen. Dieser Boom ist zwar auch den Preisanstieg bei Rohstoffen zurückzuführen, trotzdem handelt es sich um einen Rekordwert.