Welche politischen Maßnahmen können helfen, um Haushalte trotz explodierender Gaspreise zu entlasten? Das hat der Kreditversicherer Allianz Trade untersucht. Die bisherigen Maßnahmen weisen demnach gravierende Mängel auf.

Die Situation ist kritisch und könnte bald sogar dramatisch werden: Demnach ist die Zahl der von Energiearmut betroffenen Haushalte in der EU bis Juni 2022 um mehr als 50 Prozent gestiegen. Bereits vor der Energiekrise konnten 6,6 Prozent der Haushalte ihre Stromrechnungen nicht rechtzeitig bezahlen. 7,3 Prozent konnten ihre Wohnungen nicht angemessen beheizen, und 16,2 Prozent gaben mehr als das Doppelte des nationalen Medianwerts für Energiekosten in Prozent des Einkommens aus.

Die steigenden Energiepreise wirken sich direkt darauf aus. So sind die Gaspreise für Privathaushalte in der EU gegenüber 2021 um +22 Prozent gestiegen – in einigen Ländern allerdings noch deutlich stärker. In Deutschland sind die Kosten um 58 Prozent in die Höhe geschnellt, im Vereinigten Königreich um 83 Prozent und in den Niederlande um 85 Prozent.

Diese Situation könnte sich noch einmal dramatisch verschärfen: Die drohende Gasknappheit könnte die Endkundenpreise um 200 Prozent in die Höhe treiben, so Allianz Trade.

Politische Maßnahmen sind demnach dringend nötig. Allerdings seien die bisherigen Gegenmaßnahmen wie Steuersenkungen und Preisobergrenzen wenig zielführend, unter anderem deshalb, weil sie die Anreize zum Energiesparen verringern. Allianz Trade schlägt hingegen ein duales Preissystem vor: Dabei wird eine vorher festgelegte Energiemenge zur Versorgung des Hauses zu einem administrierten Preis gekauft, während der gesamte weitere Energiebedarf zum Marktpreis gekauft werden müsste.

Zudem sei ein neuer Gesellschaftsvertrag erforderlich, um die grüne Transformation zu sichern. „Die beste Lösung wäre die Einführung einer neuen Leistung, einer Art ‚Energiegeld‘, aber mit einer Besonderheit: Die Zahlung (in voller Höhe oder in kleineren Beträgen) erfolgt auf ein sogenanntes ‚Energiesparkonto‘, d.h. die Beträge werden nicht verbraucht, sondern (teilweise) gespart; diese Ersparnisse werden vom Staat aufgestockt“, schreibt der Kreditversicherer in seinem Bericht. „Auf diese Weise können zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden, denn es kommt zu Verhaltensänderungen hin zu einem geringeren Energieverbrauch und zur Bildung finanzieller Rücklagen bei einkommensschwachen Haushalten.“