Wie ist das Länderrisiko in West-, Ost- und Südafrika? Der Spezialist Credendo hat untersucht, wie die Aussichten nach den Protesten in Sierra Leone, nach der Wahl in Kenia und in Südafrika sind.

Sierra Leone

Am 10. August kam in der Hauptstadt Freetown zu gewalttätigen Protesten gegen die steigenden Lebenshaltungskosten, Korruption und die Regierung, bei denen mindestens 25 Menschen getötet wurden. Der Präsident, Julius Maada Bio, hat daraufhin beschlossen, die militärische Führung umzubilden. Die gewalttätigen Proteste könnten vor den Wahlen im Juni 2023 wieder aufflammen.

Auch die Wirtschaft in Sierra Leone ist schwer gebeutelt. Es wird erwartet, dass die Inflation Ende des Jahres bis auf 22 Prozent ansteigt, was die Finanzsituation noch weiter verschärfen wird. Das Finanzdefizit hat sich bereits 2021 fast verdoppelt und 7,1 Prozent des BIP erreicht.

Credendo schätzt das mittel- bis langfristige politische Risiko daher als extrem hoch ein (Kategorie 7/7), das kurzfristige Risiko in Kategorie 6/7. Eine Verbesserung erwartet der Länderrisiko-Spezialist in nächster Zeit nicht.

Kenia

Am 15. August wurde William Ruto als Gewinner der Präsidentschaftswahlen gekürt. Die Opposition hat die Wahlen allerdings angefochten. Bis zum 5. September wird gerichtlich entschieden, ob die Wahl rechtsmäßig ist oder nicht. Die Entscheidung könnte zu Protesten führen.

Die wichtigsten Themen bei der Wahl waren die Lebenshaltungskosten und der Zustand der öffentlichen Finanzen. Die Inflation ist in diesem Jahr insgesamt auf 8,3 Prozent angestiegen, bei Lebensmitteln sind die Kosten allerdings auf 15,3 Prozent angestiegen. Ruto möchte dieses Problem angehen, hat allerdings kaum Spielraum für große Stützungsprogramme. Das Staatsdefizit liegt bei 70,3 Prozent des BIP.

Credendo sieht das kurzfristige politische Risiko bei 5/7, der langfristige Ausblick wird mit der schlechtesten Kategorie 7/7 bewertet.

Südafrika

In Südafrika sind die Aussichten deutlich besser. Trotz einiger Hindernisse liegen die Wachstumserwartungen für dieses Jahr über dem Vorkrisen-Niveau. So ist das BIP-Wachstum bereits 2021 auf 4,9 Prozent gestiegen; für 2022 werden 1,9 Prozent erwartet.

Energieknappheit, hohe Arbeitslosigkeit und Ungleichheit schränken das Wachstum jedoch ein. So liegt etwa die Arbeitslosenquote bei 35 Prozent Auch Korruption und Staatsunterwanderung machen dem Staat zu schaffen. Große Staatsunternehmen wie Eskom haben zudem eine schwache Finanzlage.

Auf der Haben-Seite steht, dass Südafrika über einen großen Reichtum an Rohstoffen verfügt, wie Gold, Platin oder Chrom, von dem die südafrikanische Haushalts- und Außenhandelsbilanz profitiert. Der heimische Finanzmarkt ist solide und unabhängig von der Zentralbank. So bewertet Credendo die generellen Aussichten für das Länderrisiko Südafrikas insgesamt als stabil.

Die Länderrisiko-Berichte von Credendo finden Sie hier.