Der Klimawandel erhöht die mittel- und langfristigen Länderrisiken. Dabei gehen die Auswirkungen weit über die wirtschaftlichen Risiken hinaus, warnt der Kreditversicherer Credendo. Politische Gewalt, soziale Unruhe und geopolitische Risiken würden massiv verschärft. Besonders stark trifft der Klimawandel Länder mit geringem Einkommen und niedriger Widerstandsfähigkeit.

Wasserversorgung, Agrarproduktion, Ernährungssicherheit, Wirtschaftstätigkeit, ökonomische Existenzgrundlage der Menschen, Fischerei (vorrangig durch die Versauerung der Meere) und Artenvielfalt – es gibt kaum einen Bereich des Ökosystems, in dem der Klimawandel keine negativen Auswirkungen haben wird. Die Auswirkungen zeigen sich dabei nicht immer so direkt. So wird der Klimawandel wohl auch das Auftreten neuer Pandemien begünstigen, zum Beispiel durch extreme Naturkatastrophen, Schäden an Ökosystemen und Migration. Auch die Rodung von Wäldern, die Wildtiere und Menschen immer näher zusammenbringt, könnte diese Entwicklung fördern.

Auf das mittel- und langfristige Risiko einzelner Länder wirken sich zum einen ökonomische Aspekte aus: weniger Inlandsproduktion, niedrigere Rohstoff- und Lebensmittelexporte, geringere Staatseinnahmen oder höhere Ausgaben zur Finanzierung von Anpassungskosten und durch Naturkatastrophen bedingte Schäden.

Doch auch das Risiko für politische Gewalt wird laut dem aktuellen Credendo-Bericht durch den Klimawandel verstärkt. So können extreme Wetterereignisse die wirtschaftliche Existenzgrundlage untergraben und das Wohlstandgefälle erhöhen. Der Zusammenhang zwischen politischer Gewalt und Ungleichheit würde noch verstärkt, wenn sich die Situation rapide verschlechtert (wie nach einer Naturkatastrophe).

Politische Unruhen sind auch dann wahrscheinlicher, wenn die Inflation die Lebensmittelpreise verteuert und die Ernährungssicherheit abnimmt. Credendo erwartet solche Effekte in Zukunft nicht nur in Afrika und dem Nahen Osten, sondern auch in Lateinamerika, wo die bedrohte Landwirtschaft eine wichtige Einkommensquelle darstellt und die Einkommensungleichheit sehr ausgeprägt ist.

Das Risiko von Konflikten und sozialer Instabilität werde auch durch massive interne und externe Migrationsströme von historischem Ausmaß verstärkt, die durch den Klimawandel ausgelöst werden. Immer mehr Gebiete werden für Menschen unbewohnbar, zum Beispiel durch Dürren oder den Anstieg des Meeresspiegels. Die Weltbank geht davon aus, dass bis 2050 mindestens 200 Millionen Flüchtlinge zur Migration gezwungen sein werden. Credendo prognostiziert, dass dieser Wert sogar noch unterschätzt sei.

Der Spezialist für Länderrisiken geht davon aus, dass Entwicklungsländer besonders stark von den Risiken betroffen sein werden. Auf regionaler Ebene werden Afrika, gefolgt von Asien, dem Nahen Osten und Mittelamerika als die Regionen eingestuft, die am anfälligsten für Klimakatastrophen sind.

Die komplette Studie finden Sie hier.