Im vergangenen Jahr gab es so wenige Insolvenzen wie seit 1993 nicht mehr. Soweit die gute Nachricht. Die schlechte: Die entstandenen Schäden sind dennoch enorm. So sind die Insolvenzschäden für Gläubiger laut Zahlen des Statistischen Bundesamts so hoch wie seit der Weltfinanzkrise 2008/09 nicht mehr.

Es ist ein zwiegespaltenes Bild, das sich beim Blick auf das Insolvenzgeschehen zeigt. Im ersten Halbjahr 2021 sind die Unternehmenspleiten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1,7 Prozent auf 8.800 gesunken. Dabei war auch schon 2020 ein starker Rückgang zu verzeichnen: 15.840 Unternehmen wurden im ersten Coronajahr in Deutschland zahlungsunfähig – 15,5 Prozent weniger als noch 2019. Zurückzuführen ist das vor allem auf die staatlichen Hilfen und die Aussetzung der Antragspflicht.

Die reine Zahl der Insolvenzen gebe jedoch keine Auskunft über den wirtschaftlichen Schaden, warnt Coface. Dieser sei extrem gestiegen. 2020 summierten sich die Schäden auf 44,1 Milliarden Euro. Das ist der höchste Stand seit 2009 und eine Steigerung gegenüber des Vorjahres um 65 Prozent. Dieser Anstieg könnte sich 2021 noch fortsetzen: Das Statistische Bundesamt rechnet für das erste Halbjahr mit voraussichtlichen Forderungsverlusten von 31,8 Milliarden Euro. Zurückzuführen ist das vor allem auf Großinsolvenzen bei einem rückgängigen Insolvenzgeschehen.

Der mit Abstand größte Schaden entfällt dabei mit 29,1 Milliarden Euro auf den Dienstleistungssektor. Diese Schadenshöhe aus dem ersten Halbjahr entfiel 2020 auf das gesamte Jahr. Den zweitgrößten Anteil trägt mit 1,8 Milliarden Euro voraussichtlicher Forderungsverluste im 1. Halbjahr 2021 das Verarbeitende Gewerbe. Der Handel (628 Millionen Euro) und der Bau (319 Millionen Euro) liegen weit abgeschlagen dahinter.

Wie kritisch diese Forderungsausfälle für Gläubiger sind, zeigt eine Untersuchung der Creditreform: Demnach mussten bei Insolvenz­verfahren in Deutschland, die im Jahr 2011 eröffnet und bis Ende 2018 beendet wurden, die Gläubiger auf 96,2 Prozent ihrer Forderungen verzichten. Die Großinsolvenzen treffen also nicht nur das insolvente Unternehmen selbst, sondern meist auch eine Vielzahl an Lieferanten.