Die Corona-Krise hat vielerorts einen Digitalisierungsschub ausgelöst. Doch der Bereich „Kreditversicherung“ hinkt den digitalen Möglichkeiten noch weit hinterher, findet GFL-Geschäftsführer Marcus Sarafin. Dabei wäre GFL als Spezialmakler mehr als bereit, an der Digitalisierung 4.0 mitzuarbeiten – wovon schlussendlich vor allem der Kunde profitiert.

Wie sieht die Kreditversicherung 2035 aus? Diese Frage hat sich Marcus Sarafin dieser Tage auf LinkedIn gestellt:

„Ich nehme aktuell eine erhebliche Dynamik bei Themen wahr, die die Welt verändern werden: Klima, Energie, Digitalisierung, Organisationsstrukturen (Home Office), Künstliche Intelligenz … Aus meiner Sicht stand Deutschland lange auf der Innovationsbremse (siehe Automobilindustrie), doch die Veränderungen in der Welt lassen sich durch aussitzen nicht aufhalten. Und das ist gut so!

Als Spezialist in der Kreditversicherung beschäftigt mich in diesem Zusammenhang natürlich vor allem unser Geschäftsmodell – und hier speziell die aktuelle Zusammenarbeit zwischen Kreditversicherungsgesellschaften und -makler. Hier wurde in den letzten Monaten und Jahren einiges digitalisiert: die internen Prozesse der Versicherer ebenso wie die Online-Möglichkeiten für Kunden und Makler, die sich deutlich verbessert haben. Damit wurden erste Schritte realisiert, die Digitalisierung voranzutreiben.

Im Bereich der Kreditprüfung wurden die technischen Systeme zur Infobeschaffung verbessert und die Auswertung der Daten automatisiert. Das hatte durchaus positive Effekte zur Verbesserung der Ergebnisse, verbunden mit mehr Schnelligkeit. Was aber nach meiner Wahrnehmung verloren gegangen ist: die menschliche Erfahrung, die Analyse und Bewertung der „weichen Faktoren“, die Berücksichtigung von individuellen Entwicklungen in Ländern, Branchen, Regionen.

Zudem machte die Digitalisierung im Kernbereich der Kreditprüfung Halt. Die Bereiche „Vertrag“ und „Schaden“ wurden zwar ebenfalls angepasst, aber meiner Meinung nach lange nicht ausreichend. So gibt es bei den Verträgen ausschließlich das Bestreben, die EDV-Kapazitäten zu verschlanken. Eine weitere echte Digitalisierung ist kaum wahrnehmbar. Das gilt auch für den Schadensbereich. Die benötigten Daten werden von den Kunden immer noch in altbewährter Weise angefordert und gefühlt auch so abgearbeitet.

Mich verwundert das: Haben die Versicherer in Zukunft wirklich so viel Zeit, solche einfachen technischen Prozesse händisch zu bearbeiten? Ich finde, der technische Fortschritt sollte genau diese Themen verbessern, um Digitalisierung und KI zielgerichtet einzusetzen.

Warum aber Versicherer uns Spezialisten nicht einfach mehr Aufgaben übergeben, die dann digitalisiert und wunschgemäß den Gesellschaften übergeben werden, ist mir unerklärlich. In London bspw. stellen wir den Vertrag aus, der auf fest vorgegebenen Standards mit dem Versicherer abgestimmt wurde. Dadurch wird der Prozess schlanker. Dasselbe stelle ich mir vor im Bereich Schadenbearbeitung. Auf Basis der gewünschten Daten stellen wir Spezialmakler digital alle benötigten Unterlagen zur Verfügung. Mit KI kann der Prozess wesentlich beschleunigt werden und der Kunde erhält seine Entschädigung schneller.

Meine Vorstellung der Zukunft: GFL hat die digitalen Verträge im Haus, wir mailen dem Versicherer seinen Vertrag zur digitalen Unterschrift und können die Daten im geforderten Format für die Schadenprüfung in die gewünschten Systeme spielen. Denn wir haben den Kontakt zum Kunden und mit dem Wissen, was der Kreditversicherer benötigt, können wir unser technisches Knowhow für alle zielgerichtet einsetzen.

Ich meine, spätestens 2035 sollten die Kreditversicherer mit solchen einfachen Prozessen nichts mehr zu tun haben. Die Mitarbeiter sollten stattdessen die wesentlichen Themen bearbeiten, denn mit dieser Struktur würde der Zeitraum geschaffen, den die Mitarbeiter und auch wir benötigen, um zeitnahe gute Entscheidungen zu generieren. Im Sinne des Kunden.

Wir stehen bereit für Digitalisierung 4.0. und gehen die Zukunft an!“